1946

Dr. theol. Beda (Hubert) Bastgen (21. August 1876 – 1. Mai 1946)

Am Abend des Festes der Patrona Bavariae starb in·der Benediktinerabtei Schäftlarn schnell und unerwartet, nur noch versehen mit der letzten Ölung, an einer akuten Herzerkrankung Beda (Hubert) Bastgen.
Er wurde am 21. August 1876 in Kochern. an der Mosel geboren. Am 1. April 1900 wurde er von Bischof Korum von Trier zum Priester geweiht. Nur wenige Jahre (1900-1904) wirkte er in der äußeren Seelsorge als Kaplan zu Neuwied am Rhein. Dann widmete er sich den wissenschaftlichen Studien und diente der Kirche fortan bis an sein Lebensende·als ungemein fruchtbarer Gelehrter. Er besuchte die Universitäten von Bonn, Berlin und Breslau und war von 1907-1910 an der römischen Accademia dei Nobili ecclesistici. Er promovierte in Breslau zum Dr. der Theologie, in Berlin zum Dr. der Philosophie und am Apollinar in Rom zum Dr. der Rechte. 1907 machte er das preußische Oberlehrerexamen. Er trat aber nie in den Mittelschuldienst, sondern habilitierte sich im Sommer 1910 an der Universität zu Straßburg in der Kirchengeschjchte. 1914 wurde er dortselbst Privatdozent mit der Anwartschaft auf ein Ordinariat, an dessen Erreichung ihn aber der Ausgang des ersten Weltkrieges hinderte. Während dieses Krieges weilte er im Auftrag der deutschen Regierung in geheimer diplomatischer Mission beim Zaren von Bulgarien und wurde für diese Dienste mit mehreren deutschen und bulgarischen Orden ausgezeichnet, unter anderem mit dem bulgarischen Alexanderorden mit Kreuz, Krone, Schwertern und Brillanten (Komtur). Nach dem unglücklichen Ende· des Krieges ging er zunächst privat und dann als Vertreter der Görresgesellschaft nach Rom und arbeitete dort lange Jahre am päpstlichen Geheimarchiv vor allem an der Herausgabe der die deutsche Kirchengeschichte der neueren Zeit betreffenden Akten. Die Frucht seines Gelehrtenfleißes sind eine große Reihe von Büchern und Aufsätzen: Das von ihm selbst noch kurz vor seinem Tode zusammengestellte Verzeichnis seiner Werke umfaßt 14 zum Teil mehrbändige Bücher und 84 Abhandlungen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Sein bedeutendstes Werk ist die dreibändige Sammlqng der Dokumente und Stimmen zur römischen Frage und das erst in Schäftlarn vollendete zweibändige Buch „Bayern und der hl. Stuhl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“.Mancherlei schwere Erlebnisse und bittere Enttäuschungen veranlassten den schon bald sechzigjährigen Gelehrten sich noch um seine Aufnahme ins Kloster zu bemühen: am 7. Dezember 1932 wurde er in der Benediktinerabtei Schäftlarn als Novize eingekleidet. Am 8. Dezember 1933 legte er die zeitliche und am 16. Februar 1937 die feierliche Profess ab. In diesem Jahr wurde er auch in die Sectio Historica der Bayerischen Benediktinerakademie berufen. Er bemühte sich nach Kräften, den ihm so ganz ungewohnten neuen Pflichten nachzukommen. Solange es seine Gesundheit zuließ, half er bereitwillig als Prediger in unserer Filialkirche Zell und als Beichtvater in der Seelsorge mit; eine Zeit lang war er auch Religionslehrer an unserem Progymniasium und als Socius des Novizenmeisters fühIrte er die jungen Mitbrüder in die Kenntnis der Psalmen ein. Ein schon vor mehreren Jahren erfolgter Schlaganfall verbot ihm leider bald solche äußere seelsorgliche Tätigkeiten; aber bis zu seinem Lebensende arbeitete er unverdrossen an der Auswertung seines gewaltigen aus Rom mitgebrachten Aktenmaterials: mit einer ganzen Reihe von zum Teil umfangreichen Veröffentlichungen dankte er der Abtei Schäftlarn dafür, dass er in seinen alten Tagen noch eine Heimat im Kloster hatte finden dürfen. Sein letztes Werk ist ein fast völlig druckfertiges Werk über Dalberg, mit dem er Studien seiner frühesten Gelehrtentätigkeit nochmals aufgriff und vollendete.
Die Zeitverhältnisse brachten es mit sich, dass an seinem Begräbnis am 7. Mai niemand von seinen vielen Freunden aus der Gelehrtenwelt und aus der ihm von früher her nahestehenden Gesellschaft teilnehmen konnte: So, kam es, dass er am Schlusse seines Lebens nichts anderes mehr zu sein brauchte als der schlichte Mönch unserer kleinen Abtei, in deren stillen Gruft er nun ruht unter seinen benediktinischen Mitbrüdern.

Abt Sigisbert Mitterer, Schäftlarn