2013

Abt Dr. phil. Johannes Zeschick OSB (10. März 1932 – 3. Juni 2013)

Am 10. März 1932 wurde Alois Zeschick als erster von zwei Kindern des Sattler-, Tapezierer- und Lackierermeisters sowie Landwirtes Adalbert Zeschick und seiner Ehefrau Maria, geb. Holdschick, in Weseritz bei Plan in Westböhmen (Egerland) geboren. In seiner Heimatstadt besuchte er von 1938 bis 1942 die Volksschule und anschließend bis April 1945 die Hauptschule (frühere Bürgerschule, der Realschule vergleichbar). 1942 wurde sein Vater zur Wehrmacht eingezogen. Das Geschäft wurde geschlossen, die Landwirtschaft führte seine Mutter alleine mit den Söhnen und der Großmutter fort. 1943 geriet sein Vater auf der Insel Korfu in Kriegsgefangenschaft und starb am 14. Oktober 1943 in Brindisi in Süditalien, die offizielle Todesnachricht wurde allerdings erst 1952 überbracht. Ende der fünfziger Jahre wurde er nach Cassino umgebettet.
Nach der Vertreibung im Mai 1946 kam er mit seiner Mutter und seinem Bruder ins oberfränkische Seibelsdorf, Landkreis Stadtsteinach, wo er noch einige Wochen die Volksschule besuchte, um wenigstens das Entlassungszeugnis zu erwerben. Ein Jahr lang arbeite er dann in einer Kartonagenfabrik und besuchte die landwirtschaftliche Berufsschule. Bevor er diese Arbeitsstelle erhielt, hütete er zusätzlich die Kühe desjenigen Bauern, bei dem sie untergekommen waren.
Im Herbst 1947 machte ihn ein Lehrer der Berufsschule auf das neueröffnete Gymnasium der Benediktiner aus Braunau in Rohr aufmerksam und ermutigte ihn, sich um eine Aufnahme zu bemühen. Auf das Eintreten von P. Justin Schütz hin wurde er aufgenommen, obwohl er schon viel zu alt für die Anfangsklasse war und das Schuljahr längst begonnen hatte. So besuchte er in Rohr in den Jahren 1947-1952 die ersten Klassen des Humanistischen Gymnasiums. Im März 1954 legte er in Königstein/Taunus sein Abitur ab, da das Rohrer Gymnasium zunächst nur als sechsklassiges Progymnasium geführt werden durfte.
Nach dem Abitur blieb er in Königstein und studierte einige Semester Theologie an der dortigen Hochschule, bis er 1955 nach Rohr zurückkehrte, um Benediktiner zu werden. Dort erhielt er von Abt Dr. Dominik Prokop den Ordensnamen Johannes Nepomuk. Nach dem Noviziat setzte er in München sein Studium fort, um das Diplom in katholischer Theologie zu erwerben. Am 25. März 1960 wurde er durch Weihbischof Josef Hiltl in der Rohrer Abtei- und Pfarrkirche zum Priester geweiht.
Danach studierte P. Johannes in Wien und Würzburg, wo er sich auf das Lehramt an Höheren Schulen vorbereitete. In Würzburg promovierte er 1967 zum Doktor der Philosophie, kam im selben Jahr als Gymnasiallehrer ans Johannes-Nepomuk-Gymnasium nach Rohr zurück und unterrichtete dort Geschichte, Englisch und katholische Religionslehre.
Im Jahr 1974 ernannte ihn Abt Virgil Kinzel nach dem Tod von P. Hraban zum neuen Prior des Klosters, 1984 übertrug er ihm noch zusätzlich das Amt des Cellerars. Seit 1970 gehörte P. Johannes der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie an.
Am 15. März 1988 wählte ihn der Konvent zum dritten Abt der Abtei Braunau in Rohr, er löste damit Abt Virgil nach 19-jähriger Amtszeit ab. Die Abtsweihe erteilte ihm der damalige Diözesanbischof Manfred Müller am 11. Mai desselben Jahres. Während seiner Amtszeit stand Abt Johannes nicht nur der klösterlichen Gemeinschaft vor, sondern war auch im Auftrag des Bischofs von Regensburg tätig, indem er das Sakrament der Firmung spendete. Darüber hinaus wurde er häufig zu Festgottesdiensten außerhalb des Bistums Regensburg eingeladen. Durch viele Jahre hindurch war er zudem Vorstandsmitglied des Sudetendeutschen Priesterwerkes und engagierte sich in seinem Heimatkreis Plan Weseritz. In seiner Zeit als Abt des Klosters und über seinen Rücktritt 2002 hinaus befasste er sich mit der Geschichte der Böhmischen Benediktinerklöster und ebenso mit der Geschichte des Augustinerchorherrenstifts Rohr. Hierzu veröffentlichte er mehrere Bücher sowie Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften. Trotz seiner fortgeschrittenen Demenzerkrankung vervollständigte er nach langen Forschungsarbeiten auch das Professbuch der Rohrer Augustinerchorherren.
Für seine Verdienste um Kloster und Gymnasium überreichte ihm im Jahr 1999 der damalige Staatsminister Erwin Huber in Passau das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. 2003 verlieh ihm der damalige Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber in der Münchner Residenz den Bayerischen Verdienstorden.
Nach einem Leben geprägt von seiner Arbeit und dem Dienst an der Gemeinschaft starb unser Mitbruder in den Morgenstunden des 3. Juni 2013 schließlich im Pflegeheim Langquaid an seiner Erkrankung. Am 7. Juni wurde das Requiem in der Abteikirche gefeiert, das Begräbnis fand anschließend auf dem Rohrer Friedhof statt.

Abt Markus Eller OSB und Konvent der Benediktinerabtei Rohr

Prof. Dr. Pankraz Fried (12. Juli 1931 – 28. März 2013)

Eine große Trauergemeinde nahm in Egling a. d. Paar Abschied von dem Historiker Professor Dr. Pankraz Fried, der am Dienstag, dem 28. März 2013 in Heinrichshofen verstarb.
Geboren am 12. Juli 1931 in Wabern (Lechrain), Landkreis Landsberg, wuchs Pankraz Fried in einer bäuerlichen Großfamilie auf. Sein Vater erkannte bald, dass sein ältester Sohn, ein intelligenter und musisch begabter Bub, der Freude an der Musik hatte und zu schnitzen begann, nicht als Hoferbe geeignet war, und brachte ihn in das Gymnasium der Benediktiner nach St. Stephan in Augsburg. St. Stephan blieb er zeitlebens verbunden. Zur 45. Absolvia fuhr er 1996 mit den ehemaligen Klassenkameraden nach Rom. Im Nachruf für seinen Schulfreund Pater Egino, der am 11. Januar 2011 verstarb, bemerkte er: „An unserem 60jährigen Absolvia 2011 habe ich P. Egino in der Stephaner Gruft besucht im Wissen, dass uns nicht mehr allzu viel Zeit voneinander trennen wird.“
Sein Schulfreund blieb in St. Stephan. Pankraz Fried studierte nach der Absolvia zunächst Philosophie an der philosophischen Hochschule St. Stephan, setzte aber dann das Studium an den Universitäten Innsbruck und München fort, wo er die Fächer Philosophie, Altphilologie, Geschichte und Volkskunde belegte. In steter Erinnerung an seine Studienzeit in München blieben ihm die Spätabendseminare bei Prof. Dr. Karl Bosl. Die Dissertation mit dem Thema ‚Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie der frühen Neuzeit‘, die 1962 veröffentlicht wurde, entstand im Rahmen des Historischen Atlas am Lehrstuhl für bayerische Landesgeschichte der Universität München unter Prof. Dr. Max Spindler.
Als junger Wissenschaftler war er in München 1959 Angestellter der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dann wissenschaftlicher Assistent am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität München, dort ab 1970 Lehrbeauftragter. Ein weiteres Arbeitsfeld fand er als Konservator beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Seine Habilitationsschrift mit dem Titel ‚Sozialgeschichte der ländlichen Welt Bayerns im Industriezeitalter. Studien zum Abbau ‚mittelalterlicher‘ Strukturen im 19. Jahrhundert‘ verfasste er 1972 am Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte der Universität Regensburg.
1974 erfolgte die Berufung an die 1970 gegründete Universität Augsburg als Professor für bayerische (ab 1986 auch schwäbische) Landesgeschichte. In dieser Position konnte er sich u.a. intensiver der Erforschung seiner engeren Heimat zuwenden.
Seit 1979 agierte er als Vorsitzender der 1949 gegründeten Schwäbischen Forschungsgemeinschaft der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In dieser Funktion unterstand ihm die Schwabenredaktion des Historischen Atlas von Bayern. Ab 1991 handelte er als Leiter der Schwäbischen Forschungsstelle der Kommission für bayerische Landesgeschichte. Zum Entstehen zahlreicher Projekte zu Geschichte und Kultur Bayerisch-Schwabens gab Prof. Dr. Fried wichtige Impulse. Hier sind zu nennen: Bildungszentrum Irsee, Volkskundemuseum Oberschönenfeld, Sprachatlas für Bayerisch-Schwaben, Neuauflage der Lex Alamannorum.
Die Historie seiner Heimat sah er eingebunden in das Weltgeschehen. Seit 1989 engagierte sich die Schwäbische Forschungsgemeinschaft in der Auswanderungsgeschichte. Die Verbindung Alemannien–Italien, zum Wallis (Schweiz), Augsburg und Schweden in der frühen Neuzeit waren weitere Bereiche seiner historischen Betrachtungen. Als stellvertretender Vorsitzender des Bukowina-Instituts in Augsburg trug er bei zur Aussöhnung mit der Vergangenheit.
Zahlreich sind die unter seiner Professur verfassten Zulassungsarbeiten zum Staatsexamen, Magisterarbeiten und Dissertationen. Von ihm selbst erschienen über 200 Publikationen.
Seinen Studenten war er ein gütiger, verständnisvoller Lehrer, der nie gängelte, sondern vielmehr Raum zum freien Schaffen gab und dadurch motivierte und anspornte. Seinen Stoff lehrte er humorvoll mit viel Gemüt und wenig konventionell. Mit Würde ertrug er Gegnerschaft resultierend aus seiner Art zu lehren und zu sein. In Wertschätzung seiner Person und Leistung kam Prinz Luitpold von Bayern persönlich aus Kaltenberg mit einem Fass Bier zu seiner Abschiedsvorlesung im Februar 1974. Mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber, der schwäbischen Verdienstmedaille, dem Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem päpstlichen Silvester-Orden würdigte die Gesellschaft seine Leistung und seine Person.
Im Bayerischen Feuilleton vom 12. April 2008 im Bayerischen Rundfunk über den Lechrain und die bayerisch-alemannische Sprache konnten die Hörer seine Begeisterung für seine Heimat und deren Sprache miterleben. Einen letzten Beweis erbrachte er mit dem Buch ‚Der Lechrain. Eine historische Heimatkunde‘, das er im Dezember 2012 veröffentlichte. Mit Hingabe und Herz beschrieb er darin seine irdische Heimat. Es verblieben ihm nur noch wenige Wochen bis zum Treffen mit seinem Schulfreund in der himmlischen Heimat.
Den mit ihm verbundenen Mitmenschen bleibt die Erinnerung an einen edlen, stets hilfsbereiten Menschen. Möge die bayerisch-schwäbische Geschichtsforschung weiter mit humanen, gemütvollen und bodenständigen Professoren gesegnet sein.

Dr. Martina Spies, Augsburg

P. Dr. theol. Bernhard (Anton) Sirch OSB (26. April 1943 – 11. Februar 2013)

Am Nachmittag des 11. Februars, um 15.26 Uhr, gab Pater Bernhard Sirch sein Leben in die Hand seines Schöpfers zurück. Auf seinem letzten Weg im Pfarrhaus von Illschwang (Diözese Eichstätt) wurde er von seinen beiden Geschwistern liebevoll gepflegt und begleitet.
Anton Sirch wurde am 26. April 1943 in Günzburg geboren als jüngstes Kind des Bahnbeamten Martin Sirch und seiner Frau Sofie, geb. Schmid. Die Volksschule besuchte er in Krumbach und Augsburg und wechselte ab 1954 auf das Humanistische Gymnasium in Sankt Ottilien. Nach dem Abitur wurde er am 15. September 1964 in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Namen des Kirchenlehrers Bernhard von Clairvaux. In seinem Eintrittsgesuch schrieb er, er wünsche „fruchtbar zu werden im Dienst an den Nächsten.“ Die Zeitliche Profess erfolgte am 20. September 1965, die Ewigen Gelübde legte er am 29. September 1968 ab. Wie üblich in der Erzabtei studierte er Philosophie in Sankt Ottilien von 1965 bis 1967 und mit Bestnoten drei Jahre Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München bis zum Sommersemester 1969. Am 19. Juli 1970 empfing er die Priesterweihe. Eine theologische Dissertation zum Thema der bischöflichen Mitra und päpstlichen Tiara konnte er trotz vieler sonstiger Aufgaben 1973 abschließen.
Schon in seiner Studienzeit organisierte er die Vervielfältigung von Vorlesungsskripten für seine Mitstudenten. Doch ansonsten war er kaum für seine Ernennung zum Verlags- und Druckereidirektor des EOS-Verlages vorbereitet, die ihm am 15. Januar 1972 zuteil wurde. Dennoch gelang es ihm in den folgenden zwei Jahrzehnten, durch unermüdliche Schaffenskraft, vielfache Vernetzungen, technische Innovationsfreude und kreativen Ideenreichtum, diese kaum beachtete Druckanstalt in einen bekannten theologischen Fachverlag und eine moderne Druckerei zu überführen. So erschienen unter seiner Leitung Standardwerke wie das Marienlexikon, das Handbuch der Bayerischen Kirchengeschichte oder das Monastische Stundenbuch, die verlegerisch eine hohe inhaltliche, organisatorische und technische Kompetenz erforderten. Viele dieser Werke konnten wohl nur dank seines persönlichen Engagements realisiert werden. Große Verdienste erwarb er sich durch die Begründung einer Vielzahl von Dissertationsreihen, darunter die Münchner Theologischen Studien und die Arbeiten zu Text und Sprache im Alten Testament, die dank eines von P. Bernhard selbst entwickelten Druckverfahrens jungen Doktoranten eine sehr preiswerte Veröffentlichungsmöglichkeit boten. Ein besonderes Anliegen war ihm die Mitwirkung bei der Bayerischen Benediktinerakademie, deren Publikationen (Germania Benedictina, Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Ergänzungsbände) seit den 1970er Jahren von ihm betreut wurden. Vor allem bei der Münchner Jahresversammlung war er regelmäßig anzutreffen. Für die Vielzahl an neuen Aufträgen wurde 1974 im Außenbereich des Klosters St. Ottilien ein neues Druckereigebäude mit einem hochwertigen Maschinenpark erstellt.
Trotz seiner Doppelbelastung als Verleger und Druckereileiter war P. Bernhard auch in vielen anderen Bereichen engagiert, die sich angesichts ihrer Fülle kaum aufzählen lassen: So leitete er 1974 bis 1982 das Lehrlingsseminar der Erzabtei, von 1977 bis 1994 hatte er teilweise die Pfarrvertretung in RottachEgern inne, gab zahlreiche Exerzitienkurse und schaltete sich auch durch Zeitungsbeiträge in manche öffentliche Diskussionen ein.
Nach zwei Jahrzehnten engagierter Aufbauarbeit musste er im Juli 1993 Abschied nehmen vom EOS Verlag und Druck. Nach einer Versetzung in die Tiroler Abtei Sankt Georgenberg-Fiecht eröffnete sich ihm neues Arbeitsfeld in der Pfarrei Achenkirch, wo er als eifriger Seelsorger schnell wieder vielfältige Sonderaufgaben übernahm wie die Ausbildung österreichischer Mesner, Dekanatsjugendseelsorge und die Wallfahrtseelsorge in Hinterriss. Zusätzlich verfasste er Artikel und regelmäßige Beiträge für Zeitungen, Radiosendungen und Internetforen.
Im Jahr 2010 ließ sich P. Bernhard in die Diözese Eichstätt versetzen, wo er in der Pfarrei Illschwang mit ihren vielen Filialkirchen mit gewohntem Schwung seelsorglich zu wirken begann. Im Juli 2010 konnte er auch sein 40jähriges Priesterjubiläum begehen. Im Dezember 2012 meldeten sich unerwartet Lähmungserscheinungen, die als Krebserkrankung im letzten Stadium diagnostiziert wurden. Mit großer Gefasstheit, Tapferkeit und Demut nahm er das bevorstehende Ende an und lehnte jede unnötige lebensverlängernde Maßnahme ab. Für ihn war es ein besonderes Geschenk, dass ihn in diesen letzten Wochen seine beiden Geschwister aufopfernd begleiteten. Trotz zunehmender Schwäche nahm er noch dankbar und mit einem immer wieder durchbrechenden Lächeln an seiner Umwelt teil.

Cyrill Schäfer OSB, St. Ottilien