2022

P. Dr. Martin Angerer (17. Mai 1939 – 20. Oktober 2022)

Sebastian Angerer wurde keine sechs Kilometer von der Abtei Marienberg entfernt in Schlinig geboren, einem kleinen Ort, dessen Pfarrkirche dem Kloster seit Jahrhunderten eng verbunden ist. Als 17-Jähriger trat er 1956 in die Abtei ein, wo er den Ordensnamen Martin erhielt. Nach dem Noviziat und der Einfachen Profess 1957 sandte ihn Abt Stephan Pamer an das Franziskanergymnasium in Bozen und nach der Matura 1961 zum Studium der Philosophie und Theologie nach S. Anselmo in Rom. Die Zeit in der Ewigen Stadt prägte ihn tief. Er schätzte die Internationalität und das Gemeinschaftsleben im Kolleg, erhielt aber auch wichtige spirituelle Impulse. Vor allem nutzte er die Zeit, um seine Lateinkenntnisse zu vervollkommnen. Höhepunkt dieser Jahre war das Zweite Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1965 auf der anderen Tiberseite tagte. Dieses Ereignis löste in ihm eine große Begeisterung für die Kirche aus, die es ihm ermöglichte, später auch einige Enttäuschungen im kirchlichen Dienst zu verkraften.
Während seiner römischen Studien legte er 1962 in Marienberg die Feierlichen Gelübde ab. Die Subdiakonatsweihe erhielt er 1964, die Diakonenweihe 1965 und die Priesterweihe am Fest der Apostel Petrus und Paulus 1966. 1967 endete das Theologiestudium in S. Anselmo. P. Martin wechselte nach Trier, wo er sich in der Liturgiewissenschaft spezialisierte. Der dortige Professor Balthasar Fischer begleitete sein Dissertationsprojekt über den gelehrten Marienberger Mönch und ultramontanen Theologen Beda Weber (1798-1858), der 1848 als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurde. Diese Arbeit wurde 1969 von S. Anselmo als theologische Promotion angenommen (Beda Weber. Eine typische Seelsorgergestalt des neunzehnten Jahrhunderts, mit besonderer Berücksichtigung der Liturgie [= Schlern-Schriften 256], Innsbruck u. a. 1970).
Seit 1969 lebte P. Martin wieder in Südtirol. Zunächst war er Präfekt und Lehrer an der 1946 in Marienberg eingerichteten Klosterschule, dann seit 1974 Regens des klostereigenen Schülerheims Redíffianum in Meran. In seiner Amtszeit als Prior von 1977 bis 1994 unterrichtete er wieder an der Klosterschule, bis diese 1986 geschlossen wurde, anschließend bis 1997 in Mals. 1994 wurde er Pfarrer von Burgeis. Zusätzlich leitete er von 1998-2000 die Pfarrei Schleis und war ab dem Jahr 2000 auch Stiftsorganist.  Als er das Pfarramt nach 25 Jahren 2019 aufgeben musste, blieb er doch noch bis zu seinem Tod als Seelsorger in Mals aktiv. Über den Vinschgau hinaus erlangte der Geistliche Bekanntheit durch das „Wort zum Sonntag“ im Fernsehprogram des RAI-Senders Bozen.
Neben all dem gelang es ihm, sich auch der Geschichtsforschung zu widmen. Dabei ging es oft um seine Südtiroler Heimat und im die Geschichte seines Klosters. Von seinen Arbeiten können hier nur wenige erwähnt werden, darunter z. B. die „Geschichte der Dorfgemeinschaft Burgeis, Schlanders 1984“, die „Chronik von Schleis, Schlanders 1990“ und das Buch über „die Kirchen in der Pfarrei Burgeis, Lana 1996“. Als die Abtei Marienberg 1996 ihr 900-jähriges Jubiläum feierte, engagierte er sich bei der Konzeption des Festjahres und beteiligte sich mit zwei Beiträgen an Rainer Loose (Hg.), 900 Jahre Benediktinerabtei Marienberg, 1096-1996. Festschrift zur 900-Jahrfeier des Klosters St. Maria (Schuls-Marienberg), Lana 1996, nämlich 1. ) Abt Karl Mayr und der Neubeginn des Klosters im 19. Jahrhunderts, in: ebd.,  S. 387-414 und 2.) Die Kirche und Seelsorge in Schlinig, in: ebd., S. 615-624.
Gerne publizierte er auch in den SMGB:  Albert Jäger und Pius Zingerle. Zum 200. Geburtstag zweier bekannter Marienberger Patres, in: ebd. 112 (2001), S. 461-466; Zwei Miszellen zur Geschichte Marienbergs, in: ebd. 116 (2005), S. 545-552; Die Aufhebung des Klosters Marienberg im Jahre 1807 und dessen Wiederherstellung im Jahre 1816, in: ebd. 117 (2006), S. 547-570; Beda Weber – vor 150 Jahren gestorben, in: ebd. 119 (2008), S. 496-503; Andreas Hofer und das Kloster Marienberg, in: ebd., 120 (2009), S. 247-250. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde Pater Martin 2008 in die Bayerische Benediktinerakademie aufgenommen. Als deren Historische Sektion schon im darauffolgenden Jahr 2009 in Südtirol tagte, hielt er ihr in Schloss Goldrain einen Vortrag zur Kulturlandschaft des Vinschgaus.

Marcel Albert OSB, Gerleve

Prof. Dr. Luwig Hammermayer (7. Oktober 1928 – 10. Oktober 2022)

Am 10. Oktober 2022 verstarb Professor Dr. Ludwig Hammermayer im gesegneten Alter von 94 Jahren. Er wurde in der Heimatstadt Ingolstadt im Kreise seiner Familie zu Grabe getragen.
Nach dem Studium der Geschichte, Anglistik und Germanistik an der Universität München und mehrjähriger Tätigkeit im Gymnasialdienst des Freistaates Bayern kehrte er 1969 nach erfolgter Habilitation zunächst als Akademischer Rat und Privatdozent an die Ludwig-Maximilians-Universität zurück. Von 1978 bis zur Emeritierung 1991 wirkte er ebendort als Professor für Mittlere und Neuere Geschichte.
Sein entscheidender wissenschaftlicher Mentor war Professor Dr. Max Spindler, dessen landesgeschichtliche Schule ihn lebenslang prägte. In diesem Umkreis fertigte er die Dissertation »Gründungs- und Frühgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften« (1959) an, die bis heute als Standardwerk zu diesem Markstein der bayerischen Geschichte gilt. Sie wurde das Herzstück seines grundlegenden Beitrages »Das Ende des alten Bayern (1745 – 1799)« zum »Handbuch der bayerischen Geschichte« (1969, 21988), der nach wie vor als maßgebliche Darstellung dieser Kernepoche der bayerischen Geschichte eingeordnet wird und musterhaft die vielfältigen Aspekte der inneren wie der äußeren Entwicklung dieser Umbruchszeit in meisterlicher Knappheit zusammenfasst. Im Umfeld dieses wichtigsten Arbeitsfeldes entstand eine beeindruckende Reihe kleinerer Detailuntersuchungen, die dieses weiter ausleuchteten und das Thema vertieften. Sie alle zeichnen sich durch profunde Quellenkenntnis, eigenwillige Belegdichte und weitblickenden Einbau in die zugehörigen Kontexte aus. Dabei wird der Blick gezielt auf den Beitrag der katholischen Welt zum Gelehrtendiskurs der europäischen Aufklärung gelenkt. Unter diesem Aspekt wird das Kulturschaffen in den Klöstern, an der kurfürstlichen Akademie und den umliegenden Hohen Schulen erörtert. Ludwig Hammermayer gehört zu den Protagonisten auf dem jungen Forschungsfeld der Katholischen Aufklärung; als solcher hat er sich hohe Verdienste erworben und einen Namen gemacht.
Sein zweites großes Thema erwuchs aus der Habilitationsschrift »Emigration und Emanzipation«, die sich der Geschichte des Katholizismus in England vom 17. bis 19. Jahrhundert in den vielfältigen Verflechtungen mit dem europäischen Kontinent widmete. Damit betrat er das Gebiet der internationalen Beziehungen. Hier bemühte er sich um die Verknüpfung von Landesgeschichte und europäischer Geschichte; der Ansatz befruchtete beide Ebenen nachhaltig. Dabei lenkte er den Blick besonders auf die einflussreichen Bewegungen der Freimaurerei, des Illuminatentums und weiterer Geheimbünde. Sein großes Thema war die Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts in ihrer gesamten Breite in europäischem Rahmen mit Schwerpunkt auf dem katholischen Süden des deutschsprachigen Raumes und führte damit in ergiebige Randbereiche der Frühneuzeitforschung.
Ludwig Hammermayer verstand es, die Ergebnisse seiner Untersuchungen in einer höchst erfolgreichen Lehrtätigkeit an eine zahlreiche Schülerschar weiterzugeben. Er war ein begeisterter und begeisternder Universitätslehrer. Eine beeindruckende Anzahl von Doktoranden hat er mit Erfolg zur Promotion geführt. Mehrere Habilitanden erfuhren – wie auch ich – seine immer hilfreiche Unterstützung und durften von seinem unerschöpflichen Detailwissen profitieren. Bereitwillig hat er im Rahmen seiner Möglichkeiten immer Hilfe gewährt. In seine Persönlichkeit kennzeichnender Bescheidenheit rückte er die eigene Person in den Hintergrund. Um die Kontinuität seiner wissenschaftlichen Arbeit in Forschung und Lehre nicht zu unterbrechen, wies er das Angebot der Berufung auf einen ehrenvollen Lehrstuhl an einer anderen Universität ab. Um Posten im Wissenschaftsmanagement hat er sich nicht bemüht. Es ging ihm nie um seine Person und die Karriere, sondern immer um die Sache.
Diese vornehme Zurückhaltung hat die Fachwelt mit Respekt zur Kenntnis genommen. Die Kommission für bayerische Landesgeschichte wählte ihn im Jahr 1991 als ordentliches Mitglied. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften würdigte seine grundlegenden Forschungen zu ihrer Geschichte mit dem unveränderten Nachdruck der Dissertation und der Veröffentlichung eines Fortsetzungsbandes im Jahr 1983. 2008 verlieh sie ihrer Anerkennung mit der Ehrenmedaille öffentlichen Ausdruck. In eben diesem Jahr widmete ihm der Schülerkreis zum 80. Geburtstag eine gehaltvolle Festschrift.
Bereits vorher hatte die Bayerische Benediktinerakademie Ludwig Hammermayer schon am 1. Dezember 1981 als ordentliches Mitglied aufgenommen. Nach dieser verdienten Würdigung gehörte er über mehr als vier Jahrzehnte ihrer Historischen Sektion an. Wie das Historische Seminar der Universität mit seinem Tod einen verdienstvollen und beliebten Professor verliert, so trauert die Bayerische Benediktinerakademie um ein Mitglied, dem sie für die Erforschung und dauerhafte Dokumentation der Leistung des Ordens für die Geschichte und Kultur Europas zu tiefem Dank verpflichtet ist. Sie trauert zugleich um einen Menschen, der ihre Ideale in der Wissenschaftswelt der Gegenwart mit Nachdruck in überzeugender Weise vertreten hat. Die Bayerische Benediktinerakademie wird dem Gelehrten und dem Menschen Ludwig Hammermayer in Anerkennung und Dankbarkeit ein ehrenvolles Gedenken bewahren.

Prof. em. Dr. Alois Schmid, Traitsching

P. Polykarp Uehlein, Münsterschwarzach (15. Februar 1931 – 23. März 2022)

Wie eine große Wandmalerei in Kirchen oder Ausstellungen, wie eine reiche Bibliothek alter und neuester Literatur, wie ein vieltöniges Konzerthaus, so ist das Leben des Verstorbenen. Das hier Berichtete kann nur eine Skizze davon sein. Polykarp wurde am 15. Februar 1931 in Amorbach, im Schatten der ehemaligen Abtei, geboren. Die Eltern betrieben eine Kaffeerösterei und einen Kolonialwarenladen. Vater Heinrich war Kaufmann, die Mutter Auguste Studienrätin. Zwei Brüder folgten dem Erstgeborenen Otto, wie Polykarp mit Taufnamen hieß. Die starke Prägung durch das Elternhaus wurde vertieft durch gute Schulerfahrungen in der Volksschule Amorbach, in der Oberschule bis zum Abitur in Miltenberg 1949.
Danach begann Otto Theologie in Würzburg zu studieren. Nach zwei Semestern trat er zum 1.September 1950 in die Abtei ein. Am 11. September 1950 bekam er den Klosternamen Polykarp, mit dem er auch seine unendlich vielen Kunstwerke später signierte. Am 12. September 1951 legte er die Zeitlichen Gelübde ab, am 26. September 1954 die Feierlichen. Von 1951 bis 1957 war er Student für seinen kirchlichen Beruf in St. Ottilien und Würzburg. Am 1. Juli 1956 erhielt P. Polykarp die Priesterweihe. Von 1957 bis 1959 wurde er zum Studium nach England geschickt, um sich für den Lehrberuf zu qualifizieren. Doch Kunst und Musik fesselten den jungen Studenten noch mehr, so dass ab 1959–63 ein Kunststudium am Städel in Frankfurt folgte. Persönlichkeiten wie Prof. Burkhard und Georg Meistermann prägten den angehenden Künstler. Mitten aus dieser Ausbildung schickte man P. Polykarp nach Tansania in die Abtei Ndanda, wo er landeseigene Religionsbücher illustrieren sollte. Er wurde dabei im Laufe der Jahre zu einem großen Interpreten der Hl. Schrift, wenn er auch nie mit umgehängtem Missionskreuz ausgesandt worden war.
So blieb P. Polykarp seit 1963 bis zu seinem Krankheitsausbruch während des Heimaturlaubs 2019 der Malermönch von Ndanda/Tansania und von Münsterschwarzach. In Afrika ist seine Kunst in den Ländern Tansania, Kenia und Togo zu finden. Wohl über 50 Wandmalereien in Kirchen, Klöstern und Krankenhäusern verkünden die biblische Botschaft. Wie die Perikopen der liturgischen Bibellesung jeweils Einzelszenen herausstellen, so hat P. Polykarp Bibelbilder auf die Wände gemalt. Meistens bestimmt ein Farbfeld die Atmosphäre der Szene, die erzählerisch, feinsinnig sich ausbreitet. Die agierenden Gestalten sind afrikanische Menschen von heute. So ist der Betrachter schon zur Bibelgestalt geworden wie auch die Bibelgestalt den Betrachter ausbilden will. Im großen Bildband „Afrika. Tansania. Polykarp“ (Münsterschwarzach 1996) sind die wesentlichen Wandmalereien erfasst. P. Polykarp hatte aber auch den Mut zu großen abstrakten Raumbildern. Ursymbole wie ineinander schwingende Kreise, herabsinkende Wolken des Lichtes, schwingende Farbflächen wie ein Gespräch zwischen Himmel und Erde. Immer wieder neue Darstellung des Abendmahles oder der Emmausszene zentrieren den Raum, machen die Christuspräsenz sichtbar. Diese Malereien umgeben den Altar und die feiernde Gemeinde.
Um diese großen Werke zu schaffen, benötigte P. Polykarp HelferInnen, die er als seine Schüler zu selbstständigen Künstlern ausbildete. Die Prokura Münsterschwarzach hat zur weiteren „Förderung kirchlicher Kunst in Afrika“ einen Fonds eingerichtet.
In Münsterschwarzach zeigt vor allem das 5 x 8 m große Stirnbild der Sakristei den malenden Theologen und gläubigen Maler. Neben seinen religiösen Themen hat P. Polykarp unzählige Leinwand- und Papierarbeiten geschaffen. Die Spannweite geht von abstrakten, sehr musikalischen Farbwelten über menschliche Gestalten in unterschiedlicher seelischer Verfassung bis zu karikaturistischen „Blitzlichtern“ mit schnellem Stift oder Tusche eingefangen.
Hier soll nun noch mehr vom Menschen P. Polykarp gesagt sein und damit natürlich auch von der Kunst, die ihn ja spiegelt. Noch zu der Zeit, als Priester- und Brudermönche in zwei Klassen sich aufteilten, hatte P. Polykarp den Ruf, ein „Pater, der ein Bruder ist“, wegen seiner Nähe und herzlichen Offenheit. Als in den 1970er Jahren die Umstellung auf muttersprachliches Chorgebet kam, war er in Ndanda wie in Münsterschwarzach ein wichtiger Mitarbeiter dieser Projekte. Aus seiner Feder stammen mehrere Hymnen unseres Chorgesanges. Vom Prediger P. Polykarp begleitet manchen seit Jahren das „Ohr des heiligen Josef“, von dem er ganz eindringlich sprach. Kein Wunder, denn der Maler war auch ein Musiker. Im Atelier oder von krächzenden Plattenspielern in Tansania klang es raumfüllend: Gustav Mahler, Mozart oder Operngesang. Polykarp war in alter und neuester Literatur unterwegs. Philosophie, Roman, Biografien und Lyrik wohnten in ihm. Und in freundschaftlichen Gesprächen bekam man davon geschenkt. Für den Bildband über Münsterschwarzach und die Missionsarbeit (1980) erstellte P. Polykarp den einprägsamen Text. Dem Buch gab er das Regelzitat „Damit in allem Gott verherrlicht werde“ zum Titel. Das ist auch ein Titel seines vielseitigen Lebenswerkes. Gelegentlich zweifelte der freie Künstler an seinem Mönchsein. Aber der hl. Benedikt verheißt als Endgestalt des Mönchsweges „ein offenes Herz“. So einer war P. Polykarp durch und durch, was zeigt, wie sehr sich sein Leben rundete. Am Montag, den 28. März 2022 feierten wir dafür den Dankgottesdienst. Anschließend legten wir ihn auf dem Klosterfriedhof zu Grabe. Der Sectio Artium der Bayerischen Benediktinerakademie gehörte P. Polykarp seit 2008 an.

Meinrad Dufner OSB, Münsterschwarzach

Dr. Peter Maier (24. Februar 1935 – 20. Februar 2022)

Seiner niederösterreichischen Heimat und seinem Geburtsort Waidhofen an der Ybbs blieb Peter Maier ein ganzes Leben lang eng verbunden. Dort betrieben seine Eltern Theresia und Peter Mayer eine Landwirtschaft. Auf das erste Kind, das den Namen des Vaters erhielt, folgten noch zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter. Peter besuchte die Waidhofener Volksschule Zell. Dort schon zeigte sich seine Begabung, so dass man ihn für geeignet hielt, das diözesane „Kleine Seminar“ in Seitenstetten und das dortige Stiftsgymnasium zu besuchen. Anschließend trat er dem Stift bei, erhielt den Ordensnamen Gunter und feierte am 15. August 1957 die Profess. Später folgte auch die Schwester seinem Weg und wurde als Sr. Felicitas Benediktinerin vom Unbefleckten Herzen Mariae in Steinerkirchen an der Traun.
Die Abtei Seitenstetten ließ ihren jungen Mitbruder zunächst Philosophie und Theologie studieren. Am Ateneo Pontificio Ateneo S. Anselmo in Rom weckte der Münsterschwarzacher Mönch Professor Kassius Hallinger sein Interesse für die Kirchen- und Ordensgeschichte. 1962 erhielt er die Priesterweihe und wirkte dann als Kaplan in zwei Seitenstettener Pfarreien, nämlich bis 1964 in Mauer-Öhling und dann bis 1966 in Kematen-Gleiß. Als Lehramtskandidat für Deutsch und Geschichte war er von 1966 bis 1968 in Wien und von 1968 bis 1970 in Salzburg, wo ihn die Theologische Fakultät promovierte. Ein Jahr lang wirkte er dann als Konviktspräfekt in Seitenstetten, bis er 1971 einen Lehrauftrag für Ordensgeschichte an der Paris-Lodron-Universität erhielt.
Seine Dissertation über den „Streit zwischen dem Benediktinerstift Seitenstetten und den Bischöfen von Freising im 13. Jahrhundert um das Patronatsrecht dreier Pfarrkirchen“ publizierte er in den SMGB 86 (1975), S. 674-727. Eine der darin behandelten Pfarreien war natürlich die in Waidhofen, der er auch eine weitere Veröffentlichung widmete (Die Anfänge der Pfarre Waidhofen a. d. Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 2 [1976], S. 2-13). Zugleich arbeitete er an einer größeren Arbeit über „die monastische Gesetzgebung kirchlicher und staatlicher Autoritäten vom 4. Jahrhundert bis zur Aachener Gesetzgebung vom Jahre 816“. Darüber referierte er der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie bei deren Jahrestagung 1977 in Kremsmünster (Rechtshistorische Aspekte zur Geschichte des Mönchtums, in: SMGB 88 [1977], S. 293-311). Dass diese Studie nie vollendet wurde, liegt möglicherweise daran, dass er schon 1971 die aus Salzburg stammende ehemalige Schauspielerin Heidrun Eitel kennengelernt hatte. Im Laufe einiger Jahre entstand eine Beziehung, die sein Leben völlig veränderte. 1978 gab er das Leben als Benediktinermönch und katholischer Priester auf, heiratete und wurde dann Vater von zwei Kindern.
Auf der Suche nach einem neuen Beruf kam ihm seine wissenschaftliche Ausbildung zugute und er erhielt eine Stelle am „Institut für Spätmittelalter und Reformation“ der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Tübingen. Dennoch brach die Beziehung zu den Benediktinern nicht ab. Kassius Hallinger gewann ihn als Mitarbeiter für das Corpus consuetudinum monasticarum-Projekt. Nach jahrelanger Arbeit erschien Maiers überaus anspruchsvolle Edition der spätmittelalterlichen Gebräuche von Kastl (Consuetudines Castellenses, 2 Bd.e [= Corpus consuetudinum monasticarum 14], Siegburg 1996). Aus seiner intensiven Erforschung dieses Textes entstanden zusätzlich ein umfangreicher Aufsatz über „Ursprung und Ausbreitung der Kastler Reformbewegung“ (SMBG 102 [1991], S. 75-204) und die etwas kleinere Studie „Kastl – seine Consuetudines und der heile Mensch“ (SMGB 105 [1994], S. 97-106. Pater Ulrich Faust ist es dann zu verdanken, dass Peter Maier sein diesbezügliches Wissen auch noch einmal für den ersten Band der Germania Benedictina bereitstellte, zu dem er die Kapitel über „Die Epoche der General- und Provinzialkapitel“ und „Die Reform von Kastl“ beisteuerte (Ulrich Faust u. a. [Bearb.], Die Reformverbände und Kongregationen der Benediktiner im deutschen Sprachraum [= Germania Benedictina 1], St. Ottilien 1999, S. 195-229).
Die Bayerische Benediktinerakademie würdigte Maiers Engagement 1994 mit der Aufnahme in die Historische Sektion. Bei deren Jahrestagung 1995 in Münsterschwarzach erhielt er die Mitgliedsmedaille. Seitdem besuchte Maier die Jahrestagungen mit großer Regelmäßigkeit und immer in Begleitung seiner Frau. Als er im Jahr 2000 das Pensionsalter erreicht hatte, zogen die beiden aus Tübingen nach Waidhofen. Hier blieben ihm noch gut zwei Jahrzehnte, in denen er viel zur Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt beitrug. Bald schon erschien die zweite Auflage seines 1993 zuerst publizierten Stadtführers „Waidhofen an der Ybbs. Metropole des Ybbstales, Waidhofen an der Ybbs 2003“, dem er später noch eine umfangreiche Darstellung folgen ließ: „Waidhofen a. d. Ybbs. Spuren der Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Waidhofen an der Ybbs 2006“. Hinzu kam eine Vielzahl kleinerer Publikationen. Unveröffentlicht blieben unter anderem seine „Römische Erinnerungen“.
Wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag ist Peter Maier am 20. Februar 2022 verstorben. Seine letzte Ruhestätte hat er auf dem Stadtfriedhof in Waidhofen gefunden. Das ewige Licht möge ihm leuchten.

P. Marcel Albert, Gerleve

Abt Dr. phil. Burkhard Ellegast (6. November 1931 – 31. Januar 2022)

Franz Ellegast wurde am 6. November 1931 in Melk geboren, besuchte das Melker Stiftsgymnasium und begann nach erfolgreich bestandener Matura am 14. August 1951 als Fr. Burkhard das Noviziatsjahr im Benedikinerstift, das ihm seit Kindheit an durch den Beruf seines Vaters – er war stiftlicher Fleischhauer – vertraut war. In einem Vortrag im Jahr 1985 anlässlich des 40-Jahr-Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs, der in der Melker Hauszeitschrift in gedruckter Form nachzulesen ist, schildert er anschaulich, wie er die Kriegsjahre, in denen das Kloster zwar nicht aufgehoben, aber der Konvent in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt war, und vor allem den Beginn der russischen Besatzung erlebt hat. In den kritischen Tagen nach dem Einmarsch der Russen harrte er in der Portiersloge neben seinem Vater aus, der vertretungsweise den Portiersdienst übernehmen musste. Es war seine Aufgabe, die im Dachboden des Stiftes versteckten Frauen mit Essen zu versorgen, was immer wieder zu heiklen Situationen führte, die sich ihm eingeprägt haben. Nach der Ablegung der zeitlichen Gelübde am 15. August 1952 folgte das Studium der Philosophie und Theologie in Salzburg. Nachhaltigen Eindruck übte hier Prof. P. Albert Auer O.S.B. auf den jungen Theologen aus. Sein hochgeschätzter Salzburger Lehrer sollte auch sein Primizprediger werden. Am 15. August 1955 legt er die feierlichen Gelübde ab, am 12. August 1956 wurde er von dem kurz zuvor als Erzbischof nach Wien berufenen Altmelker und späteren Kardinal Franz König zum Priester geweiht.
Gemäß der Aufgabenbereiche, die es damals im Kloster abzudecken galt, wurde er zum Lehramtsstudium in Latein und Griechisch an der Universität Wien bestimmt. Er selbst hätte sich eher als Religionslehrer und Seelsorger gesehen. Aber er wusste die Zeit des Studiums mit seelsorglichen Aufgaben zu verbinden, nicht nur im Rahmen von Sonntagsaushilfen in Melker Pfarren, sondern vor allem auch in der Studentenschaft (CV-Verbindung). Als ihm Prof. Rudolf Hanslik als Dissertationsthema die Melker Regelhandschriften anbot, willigte er ein. Das ursprünglich wenig geliebte Studium der Altphilologie erhielt plötzlich einen neuen Sinnhorizont, der ihn neben vielerlei Aufgaben im Internat und im Schulbetrieb, die auf ihn zukamen, zu einer beachtlichen wissenschaftlichen Leistung beflügelte. Am 18. Dezember 1963 wurde er an der Universität Wien mit dieser Arbeit zum Dr. phil. promoviert. Die in den Melker Handschriftenbeständen besonders zahlreich vorhandenen mittelalterlichen Textzeugen der Regel Benedikts sind hier erstmals textkritisch und in ihren Überlieferungszusammenhängen erfasst. Es gibt auch einer breiteren Öffentlichkeit zugängliche Beiträge zum Thema aus seiner Feder, aber in der Folge standen eher andere Aufgaben im Brennpunkt seines Interesses. Die im Verlauf seiner Arbeit erworbenen unbestreitbaren Kenntnisse des Regeltextes prädestinierten ihn allerdings für die Einführung der Novizen in die Regel, in der ihm während seiner Zeit als Novizenmeister und darüber hinaus bis zu seinen letzten Lebensjahren im Stift, also über einen Zeitraum von 50 Jahren, eine Monopolstellung zukam. Sie prädestinierten ihn auch für die Mitgliedschaft in der Regelkommission der Salzburger Äbtekonferenz, deren Arbeit und deren Gesellschaft er außerordentlich schätzte und die er mit edlen Mitbringseln aus seiner reichhaltigen Vinothek zu fördern wusste. Abt Burkhard verfasste übrigens auch einen Nachruf auf seinen Lehrer Rudolf Hanslik für die Zeitschrift „Erbe und Auftrag“ (Jahrgang 59, 1983).
Das Jahr 1964 brachte mit der Wahl von P. Reginald Zupancic, Prior, Gymnasialprofessor und Stiftsbibliothekar, zum Abtkoadjutor auf dem Hintergrund der vom Zweiten Vatikanum angeregten Reformen neue Perspektiven und Bewegung auch in die Melker Klosterlandschaft. P. Burkhard fiel neben seiner Lehrtätigkeit im Gymnasium 1965 die Aufgabe des Novizenmeisters und Klerikermagisters zu. Darüber hinaus wurde ihm die Verantwortung für die Stiftsbibliothek übertragen. Es war die Zeit, da P. Oliver Kapsner aus dem Benediktinerklosters St. John’s in Minnesota im Auftrag der Hill Monastic Manuscripts Library das Projekt der Verfilmung der in den österreichischen Klöstern verwahrten mittelalterlichen Handschriften startete und Melk als eines der ersten Klöster in dieses Projekt eingebunden war. Die auf diese Weise geknüpften Kontakte mündeten in die Gründung eines Austauschprogramms zwischen der St. John’s Prep School und dem Melker Stiftsgymnasium im Jahr 1966, das bis heute besteht. Neben den anstehenden Neuerungen im Internats- und Schulbetrieb, in die er stark involviert war, und seiner Lehrtätigkeit wurde ihm die Aufgabe des Stiftsbibliothekars zunehmend zur Last, von der er bei Gelegenheit seiner Ernennung zum Subprior 1967 auf seinen Wunsch hin entbunden wurde. Von da an rückten die Bemühungen um Umsetzung der Reformen des Zweiten Vatikanums ins Zentrum seiner Tätigkeit, und dies nicht nur im eigenen Haus (als Senioren- und Wirtschaftsrat), sondern seit 1969 in diversen Gremien der Österreichischen Benediktinerkongregation (u. a. als Mitglied des Kongregationspräsidiums). Als er am 7. August 1975 zum 66. Abt des Stiftes gewählt wurde, hatte er sich weit über Melk hinaus bereits einen Namen als Erneuerer im Sinne des Zweiten Vatikanums gemacht. In Melk selbst gab das neue Gesicht, das die „Melker Mitteilungen“ unter seiner Schriftleitung von 1972 bis 1975 erhielten, einen Vorgeschmack auf die neue Ära.
Im „Weg des Raben“, dem 2010 erschienenen autobiographischen Essay-Band, bekennt er sich zu Spontaneität und Kreativität als Leitmotiv seines Daseins als Benediktiner und Abt. Gegen die innere Leere und unverständliche überkommene Bräuche anzukämpfen und es „anders zu machen“, ein Lebensprogramm, das nach seiner Darstellung einer traumatisch erfahrenen Beengtheit klösterlicher Lebensgestaltung in seiner Jugend entsprang, sich aber nicht zufällig mit der „revolutionär“ aufgeheizten Stimmung gegenüber allem Althergebrachten in diesen Jahren des  nachkonziliären Umbruchs deckte, prägte besonders die ersten Jahre seiner Regierungszeit. Widerstand und Kritik zu äußern, fiel ihm genauso schwer wie sie anzunehmen. Er konzentrierte seine Tätigkeit auf Bereiche, in denen seine Spontaneität und Kreativität gefragt waren und Widerstände sich in Grenzen hielten. Da war vor allem die Restaurierung der Stiftskirche und in Folge des gesamten Klosterkomplexes, die 1978 im großen Stil in Angriff genommen wurde. Mit Elan und Geschick arbeitete er sich in eine Materie ein, die ihm bislang völlig fremd war. Die Entdeckungen, die im Verlauf der Restaurierungsarbeiten nicht zuletzt aufgrund seines persönlichen Einsatzes zur Baugeschichte gelangen, fanden ihren Niederschlag in etlichen bahnbrechenden Beiträgen, die in der neu begründeten Reihe „Stift Melk. Geschichte und Gegenwart“ (1980–1985) und vor allem im Katalog der Jubiläumsausstellung des Jahres 1989 („900 Jahre Benediktiner in Melk“) erschienen. Ein prachtvoller Band mit zahlreichen Abbildungen, erschienen 1995, dokumentierte unter dem Titel „Restaurieren und Leben“ das von 1978 bis 1995 währende umfangreiche Restaurierungsgeschehen im Stift. Das Arbeitspensum, das er in diesen Jahren bewältigte, in denen Melk u. a auch die äußerst erfolgreiche Niederösterreichische Landesausstellung über Kaiser Joseph II. beherbergte (1980), war enorm. Neben den organisatorischen Aufgaben im Zusammenhang mit der großen Stiftsrestaurierung, den Aufgaben im Rahmen der Benediktinerkongregation und den äbtlichen Verpflichtungen gab es vielerlei Initiativen im Bereich der Seelsorge und Jugendarbeit, in die er maßgeblich involviert war: Familienwochen, Jugendvespern, persönliche Begleitung, Vorträge, Exerzitien etc.
Nach dem Jubiläumsjahr 1989 arbeitete er sich in ein Kapitel der Hausgeschichte ein, das ihm auch aus persönlichem Erleben besonders am Herzen lag: das Eindringen der Aufklärung in das Kloster und die damit verbundenen Kontroversen, die auf dem Hintergrund der josephinischen Reformen die Weichen für das liberale österreichische Kloster stellten, als das Melk bis zum Ersten Weltkrieg zurecht gelten konnte. Er wertete dafür vor allem die Aufzeichnungen des Priors als Quelle aus und präsentierte die Ergebnisse erstmals in einem Vortrag vor der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie, in dessen Kontext auch seine Aufnahme in die Akademie erfolgte (1991). Der Beitrag fand Eingang in Band 103 (1992) der „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige“, eine wesentlich erweiterte Fassung in Band 115 (2004). Nicht zufällig widmet sich einer der Hauptbeiträge in der Abt Burkhard zum 60. Geburtstag 1991 überreichten repräsentativen Festschrift („Die Zeit, in der wir leben“), nämlich jener von Prof. Ernst Bruckmüller, dem wissenschaftlichen Leiter der Jubiläumsausstellung von 1989, dem Stift Melk als liberalem Kloster. Dass darin neben den aus der Rückschau zumeist als fragwürdig beurteilten Erscheinungsformen dieser Ära durchaus auch positive Aspekte hervorgehoben werden, mag bei Abt Burkhard gut angekommen sein. Auch sonst spiegelt der Band in der Auswahl der Autoren und in der gestalterischen Vielfalt der Beiträge sehr gut das breite Spektrum an Außenwirkung und persönlichem Umfeld wider, das seine Ära prägten. In den Publikationen über die aufklärerischen Gedanken im Melker Kloster (zuletzt 2016 im Thesaurus Mellicensis-Band 3 über die Beziehungen zwischen Melk und der Universität Wien) ist bei aller hier aufbrechenden Problematik eine gewisse Sympathie des Autors für den „Befreiungsschlag“ gegenüber der von strikten Regeln gekennzeichneten monastischen Beengtheit der Barockzeit unverkennbar.
Wie in den Bestimmungen der Österreichischen Benediktinerkongregation vorgesehen, stellte Abt Burkhard mit Erreichung des 70. Lebensjahrs 2001 sein Amt als Abt zur Verfügung. Darüber hinaus mag er es auch als Befreiung aus äbtlichen Verpflichtungen empfunden haben, die seinen Aktionsradius notgedrungen einengten und ihn manchmal ins Fahrwasser von Kritik und Widerständen gebracht hatten. Die neue Ära zeichnete sich zunächst dadurch aus, dass Kreativität und Spontaneität in seinen Aktivitäten und Planungen noch einmal relativ unbehelligt Fahrt aufnehmen konnten, d. h. dass er sich bevorzugt jenen Aufgaben widmen konnte, die ihm ein Anliegen waren. Entlastet von den Agenden der Wirtschaft, des Baugeschehens und des äbtlichen Tagesgeschäfts blieb er aber zunächst als Senioren- und Wirtschaftsrat, als Novizenmeister und Klerikermagister intensiv in das Geschehen eingebunden und gab weiterhin die Richtung im Haus vor. Er war maßgeblich an der Einrichtung der ständigen Ausstellung im Anschluss an die Niederösterreichische Landesausstellung zum Thema „Auf der Suche nach dem Paradies“ im Jahr 2000 im Museum des Stiftes beteiligt. Er gründete unter dem Titel „Communio Benedictina Mellicensis“ (CBM) die Melker Oblatengemeinschaft (2003) und war für das zwischen 2004 und 2008 jährlich im September im Stift abgehaltene internationale Waldzell-Meeting gemeinsam mit dem Schriftsteller und Bestsellerautor Paulo Cuelho die tragende Säule dieses „spirituellen“ Groß-Events. Gemeinsam mit P. Martin Rotheneder richtete er 2010 den „Benediktusweg“ im neu gestalteten Stiftspark ein.
Konnte er schon durch seine weithin ausstrahlende Tätigkeit als Abt zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aus Kultur und Wissenschaft, zu seinen Bekannten und Freunden zählen, so wuchs dieser Kreis durch die Großveranstaltungen und Begegnungen im Haus wie auch durch seine umfangreiche Vortrags- und Reisetätigkeit nun noch einmal kräftig an. Ja, je mehr er durch das Schwinden seiner Kräfte seinen Bewegungsdrang zügeln und sich von manch geliebter Tätigkeit verabschieden musste, desto wichtiger wurde ihm die Pflege dieses Bekanntenkreises etwa durch gezielte Kontaktaufnahme anlässlich von Geburtstagen und Jubiläen und die legendären Weihnachtsgrüße aus dem Stift Melk, denen er persönliche handschriftliche Notizen hinzuzufügen pflegte (noch im Jahr 2021 kurz vor seinem Tod gingen sie an ca. 600 Adressaten). Die Freundschaft mit Paulo Cuelho, die sich aus den Begegnungen in Melk ergab und der er nicht von ungefähr im „Weg des Raben“ einen eigenen Abschnitt widmete, kann als nicht untypisches Beispiel für seine Vorliebe für Begegnungen und Freundschaften gelten, die über das in seiner Position Erwartbare hinausgingen. Die durch unzählige Lesungen und ein gutes Marketing vom Verlag propagierte Publikation von 2010 sprach wohl auch deshalb ein so zahlreiches Publikum an, weil sie die Sehnsucht nach einer „spirituellen“ Lebensgestaltung abseits verkrusteter kirchlicher und klösterlicher Strukturen hervorragend bediente. Der Hype um dieses Buch brachte Abt Burkhard noch einmal einen Schub spezieller Kontakte ein. Ein vom Ecowin-Verlag in Planung befindliches Gedenkbuch mit einschlägigen Stellungnahmen aus dem ihm in besonderer Weise zugetanen Kreis von Bekannten und ein weiterer als Sonderheft der „Melker Mitteilungen“ in Vorbereitung befindlicher Beitragsband werden dafür sorgen, dass sein Andenken lebendig bleibt. Zudem soll sein letztes großes Opus, ein Bildband über die Ausstattung und Ikonographie der Melker Stiftskirche, der ihm zum 90. Geburtstag vorweg symbolisch überreicht wurde, nach noch fälligen Redaktionsdurchgängen posthum zu seinem 91. Geburtstag erhältlich sein.
Zweifellos hat Abt Burkhard das Stift Melk als geistliches und kulturelles Zentrum entscheidend geprägt. Für ein objektives und umfassendes Urteil über sein Lebenswerk wird man freilich auch den Weg einbeziehen müssen, den die Melker Klostergemeinschaft unter seiner Ägide genommen hat. Dies ganz im Sinn der Regel Benedikts, die den Hirten nicht aus der Verantwortung für den Zustand seiner Herde entlässt. Mehr Mut zu Dialog, weniger Scheu vor Konflikten und die Bereitschaft, Problemen auf den Grund zu gehen, hätten der Abt Burkhard als Hirten anvertrauten Melker Klostergemeinschaft auf lange Sicht gut getan.

Gottfried Glaßner OSB, Melk

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