2017

Abt Odilo Lechner OSB (25. Januar 1931 – 3. November 2017)

Am 25. Januar 1931 erblickte der Verstorbene in München das Licht der Welt. Seine Eltern Max und Berta Lechner, geb. Eitzenberger, gaben ihrem einzigen Kind die Namen Hans Helmut Maria. Er war ein Sonntagskind, wie er immer wieder beteuerte, das in seinem Elternhaus eine umsorgte Kindheit erleben durfte. Nach dem Besuch der Gebele-Volksschule wechselte Hans Helmut auf das Münchener Wilhelmsgymnasium. Inmitten der Jahre der NS-Diktatur, die der heranwachsende Jugendliche in seiner Schulzeit erlebte, erfuhr er, welchen Freiraum christlicher Glaube und kirchliches Leben mit sich brachten.
Die letzten Kriegsjahre verbrachte die Familie Lechner in Oberpfaffenhofen bei Weßling. Von hier besuchte sie häufig die nahe Wallfahrtskirche von Andechs, so dass Abt Odilo nicht nur München als seine Heimatstadt von Kindesbeinen an vertraut war, sondern ihm schon in jungen Jahren auch das Fünfseenland ans Herz gewachsen war. 1946 führte der Weg von Hans Helmut Lechner schließlich an das St.-Michaels-Gymnasium der Benediktinerabtei Metten, wo er 1949 erfolgreich das Abitur ablegte. Es waren für ihn unbeschwerte Jahre, in denen ihm „das benediktinische Mönchtum vertraut und lieb wurde“, wie er in seinem Aufnahmegesuch an Abt Hugo Lang schreibt. Nach dem Abitur folgten vier Semester eines freien Studiums an der wiedereröffneten Münchener Universität. Nicht nur die Theologie und die Philosophie hatten es dem begabten Studenten angetan, sondern auch Geschichts-, Theater und Kunstwissenschaften sowie Germanistik. Er konnte Romano Guardini hören, sowie die Philosophen Alois Dempf und Aloys Wenzl und den Psychologen Philipp Lersch. Auf Anraten von P. Benedikt Busch aus Metten, der selbst in Innsbruck bei den Jesuiten studiert hatte und davon seinem ehemaligen Schüler vorschwärmte, zog Hans Helmut Lechner ins dortige Canisianum ein. Hier reifte schließlich der Entschluss, Benediktiner zu werden.
Eine große Sehnsucht, sein Leben ganz in den Dienst Gottes und für die Menschen zu stellen, führte den hochbegabten jungen Mann nach St. Bonifaz, wo er am 5. November 1952 von Abt Hugo Lang eingekleidet wurde. In seinem Aufnahmegesuch schreibt der damals 21jährige: „Auch möchte ich ein wenig beitragen, dass meine liebe Heimat eine bavaria benedictina und damit benedicta bleibe.“ Nach dem Noviziat erhielt er bei der zeitlichen Profess am 7. November 1953 von Abt Hugo den Ordensnamen Odilo und damit einen der bedeutenden Reformäbte von Cluny als Patron. Es folgten erneut Studienjahre an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Am 22. Oktober 1956 band sich fr. Odilo mit der Feierlichen Profess für immer an unser Kloster. Im selben Jahr sollte er durch den damaligen Würzburger Bischof Julius Döpfner die Diakonenweihe empfangen und schließlich am 21. Dezember 1956 von Kardinal Joseph Wendel in St. Bonifaz zum Priester geweiht werden. Die Primizpredigt am Stephanstag hielt dem Neupriester P. Karl Rahner SJ, der ebenso beim silbernen Priesterjubiläum 1981 von Abt Odilo predigte. 
Nach vier Jahren Einsatz als Katechet und Kaplan in der Großstadtseelsorge folgten für P. Odilo wiederum Studienjahre in Salzburg und Würzburg, wo der junge Wissenschaftler 1963 mit einer Arbeit über „Idee und Zeit in der Metaphysik Augustins“ bei Professor Rudolf Berlinger zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Schon ab 1962 wirkte P. Odilo in Salzburg als Sekretär des Philosophischen Instituts unter P. Prof. Viktor Warnach OSB und war Mitarbeiter am Internationalen Forschungszentrum für Grundfragen der Wissenschaften. Zugleich wirkte der junge Geistliche als Spiritual am Kolleg St. Benedikt. 
Eigentlich wollte P. Odilo seine wissenschaftliche Laufbahn in Salzburg fortsetzen, aber 1964 erhielt sein Leben eine neue Richtung, als am 14. Juli seine Mitbrüder den damals 33jährigen zum siebten Abt von St. Bonifaz wählten. Mit seinem ihm eigenen Humor meinte er später, dass die Wahl nur deswegen auf ihn gefallen sei, weil er nie zu Hause gelebt hätte. Die Abtweihe erteilte ihm am 8. September 1964 Kardinal Julius Döpfner. Es war die erste Eucharistiefeier, die nach der liturgischen Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Erzdiözese München und Freising in Konzelebration gefeiert wurde. Bis zum Tode von Abt Hugo Lang 1967 wirkte Abt Odilo als dessen Koadjutor.
Eine der ersten und größten Herausforderungen seiner Amtszeit war zunächst der äußere Wiederaufbau von St. Bonifaz, denn Kloster und Basilika glichen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einem Ruinen- und Trümmerfeld. In den 70er Jahren entstand nach vielen Entwürfen und Diskussionen anstelle des zerstörten Langhauses der neoromanischen Basilika das „Zentrum Sankt Bonifaz“. Dem Bildungsauftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils gab Abt Odilo hier mit den Veranstaltungen rund um das bis heute stattfindende Colloquium Benedictinum ganz konkrete Gestalt. Viele prominente Wissenschaftler und Künstler waren in St. Bonifaz zu Gast. Im „Zentrum Sankt Bonifaz“ fanden Gruppen der Pfarrgemeinde und unterschiedliche Gottesdienst-Gemeinden eine Heimat. Nach mehreren Bauphasen konnte Mitte der 1970er Jahre die Umgestaltung der Basilika zu einem Zentralbau im Innern abgeschlossen werden. Hier nahm Abt Odilo wesentlichen Einfluss auf die Form des Innenraums, um – gemäß dem Verständnis des Konzils – den Charakter der Liturgie als Feier der Gemeinschaft des Volkes Gottes zu unterstreichen.
Auch in Andechs setzte Abt Odilo richtungsweisende Akzente. Vor allem im Sommer verbrachte er mehrere Wochen auf dem Heiligen Berg. Er rief die Jugendwochen ins Leben, bei denen junge Männer eine Woche am klösterlichen Leben in Andechs teilnehmen können. 1981 lernte er Carl Orff in dessen letzten Lebensmonaten kennen und ermöglichte schließlich, dass Orff nach seinem Tod 1982 in der Schmerzhaften Kapelle der Andechser Wallfahrtskirche beigesetzt wurde. 
Seit Anfang der 1990er Jahre förderte Abt Odilo in München das Engagement einiger Mitbrüder, die sich intensiv um Menschen ohne Obdach kümmerten. Um mehrere Dienste, wie ärztliche Behandlung, Pflege, Essensausgabe und Duschmöglichkeiten zu bündeln, wurden 1995 erste Planungen für einen Neubau in Angriff genommen, der schließlich 2001 als Haneberg-Haus eröffnet werden konnte.
Aber auch über das eigene Kloster hinaus übernahm Abt Odilo in vielfältiger Weise Verantwortung und prägte das benediktinische Leben in Bayern und im deutschen Sprachraum mit. Über ein halbes Jahrhundert war er Mitglied der Bayerischen Benediktinerakademie. Von 1972 bis 1978 und von 1984 bis 1993 diente er als Abtpräses der Bayerischen Benediktinerkongregation. In dieser Zeit wurden ihre Satzungen der Kongregation auf Basis der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils neu gefasst. In seinem Vorwort zur Neuausgabe unterstrich Abt Odilo, wie sehr ihm diese Neuausrichtung an den Konzilsbeschlüssen am Herzen lag. Darüber hinaus war er von 1972 bis 1982 Vorsitzender der Salzburger Äbtekonferenz. In diesen zehn Jahren wurden, ebenfalls im Anschluss an das Konzil, die liturgischen Bücher zur Feier des Stundengebetes unter der Verantwortung der Äbtekonferenz völlig neu bearbeitet. 
In verschiedenen Gremien der Erzdiözese München und Freising, hier sei nur seine Mitgliedschaft im Priesterrat genannt, hatte Abt Odilos Rat besonders in einer Zeit Gewicht, in der die Kirche vor Ort durch Abbrüche und Umbrüche gekennzeichnet ist. Weit über den Binnenbereich der Kirche hinaus reichte sein breites gesellschaftliches Engagement, so zum Beispiel im Allgemeinen Rat der Katholischen Akademie in Bayern, im Direktorium der Salzburger Hochschulwochen, im Kuratorium der Münchner Volkshochschule, bis 2015 als langjähriger Vorsitzender des Vereins der Freunde der Abtei Dormitio in Jerusalem und bis 2014 als Obmann des Vereins der Freunde des Internationalen Forschungszentrums in Salzburg, wo er selbst studiert hatte.
Viele Auszeichnungen erhielt Abt Odilo im Laufe seines Lebens: den Bayerischen Verdienstorden (1975), die Medaille „In Honorem Fautoris“ in Gold der Münchner Volkshochschule (1984), das Bundesverdienstkreuz (1989) und den Poetentaler (1995). Im November 2003 wurde er durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Ludwigs-Maximilians-Universität München zum Doktor der Theologie ehrenhalber promoviert. 2005 wurde er mit der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und Gesundheit geehrt.
Abt Odilo hat in seinem weitgespannten – auch schriftstellerischen – Wirken als Mönch und Priester immer den großen Erfahrungsschatz der Benediktsregel mit ihrem Maß und ihrer inneren Weite vor Augen gehabt. Mit seinem hintergründigen Humor hat er die Herzen vieler Menschen geöffnet. Sein unermüdliches seelsorgerliches Engagement bei Gottesdiensten wie Taufen, Hochzeiten, Firmungen, Beerdigungen etc. führte zu vielen eindrücklichen Begegnungen. Für viele Menschen war Abt Odilo weit mehr als ein wertvoller Gesprächspartner geworden, sondern ein Lebensbegleiter und Ratgeber, letztlich ein glaubwürdiger Zeuge des Evangeliums mit weitem Herzen. Dabei blieb Abt Odilo immer der bescheidene und dankbare Mitbruder, der auch in den letzten Jahren der schweren Erkrankung mit seinem Humor und seinem Charme unsere Gemeinschaft bereicherte.
In den frühen Morgenstunden des 3. November 2017 ist unser Altabt in St. Bonifaz verstorben, wo wir ihn am Vormittag des 9. November 2017 in der Krypta beigesetzt haben. Die überaus große Anteilnahme am Requiem, das wir am Nachmittag desselben Tages im Münchner Liebfrauendom feiern konnten, zeigte uns nochmals, wie beliebt und geschätzt Abt Odilo war.
Abt Johannes Eckert OSB, St. Bonifaz-Andechs

P. Dr. Gregor Martin Lechner OSB (18. September 1940 – 22. September 2017)

Am 22. September 2017 ist der Göttweiger Benediktiner P. Gregor Martin Lechner nach langer Krankheit, wenige Tage nach Vollendung des 77. Lebensjahres, in der Krankenstation des Stiftes Göttweig friedlich entschlafen. Am 2. Oktober 2017 fand er auf dem Konventfriedhof in Göttweig seine letzte irdische Ruhestätte. Der Verstorbene war seit 1981 Mitglied der Bayerischen Benediktinerakademie in der Historischen Sektion.
Martin Lechner wurde am 18. September 1940 in Neumarkt-St. Veit im Rottal, an der Grenze von Ober- zu Niederbayern, geboren. Er besuchte das Domgymnasium in Freising und studierte von 1962 bis 1967 als Alumne der Erzdiözese München und Freising Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising. Danach zog es ihn zum Studium der Kunstgeschichte und der Byzantinistik nach München. An der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität ist er 1971 zum Dr. phil. promoviert worden. Die kunsthistorische Dissertation behandelte das Motiv der „Maria in der Hoffnung“; diese Untersuchung ist, zeitlich etwas verzögert, im Druck erschienen (Maria Gravida. Zum Schwangerschaftsmotiv in der bildenden Kunst, München – Zürich 1981 [= MKHAb 9]).
Von 1971 bis 1973 war Lechner Mitglied des Dominikanerordens in Augsburg bzw. Wien und arbeitete gleichzeitig an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Kommission für die Tabula Imperii Byzantini mit archäologischer Tätigkeit in Ostanatolien und Kilikien) mit. 1974 trat er unter dem Ordensnamen Gregor in das niederösterreichische Stift Göttweig ein und fand dort dauerhaft den rechten Platz für sich. 1975 legte er unter Abt Clemens Lashofer (1941–2009) die benediktinischen Ordensgelübde ab und empfing im selben Jahr durch Bischof Dr. Franz Žak (1917–2004) von St. Pölten die Priesterweihe. Mit der feierlichen Profess band er sich 1978 endgültig an sein Kloster.
Im Stift Göttweig wurde P. Gregor alsbald als Kustos des Graphischen Kabinetts und ab 1978 auch der Kunstschätze mit der fachlichen Betreuung wertvoller klösterlicher Kulturgüter betraut. Die entsprechenden Aufgaben führte er bis zuletzt mit großer Hingabe aus. Er machte die reichen kulturellen Schätze des Stiftes in kundiger Weise auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Regelmäßig führte er Jahresausstellungen der Graphischen Sammlung des Stiftes durch und machte sich insbesondere um die Ausstellung zum 900-jährigen Gründungsjubiläum Göttweigs, das 1983 begangen wurde, verdient. In den Jahren 1975 bis 1978 wirkte er zugleich als Bibliothekar und Archivar des Benediktinerstiftes Göttweig.
Doch auch Seelsorge und Unterricht zählten zu jenen Arbeitsfeldern, die P. Gregor Lechner als Mönch und Priester unverdrossen beackert hat. Von 1975 bis 1978 war er Kaplan und von 1978 bis 1981 Pfarrvikar in Göttweig. Fast ein Vierteljahrhundert, von 1974 bis 1998, unterrichtete er als Religionsprofessor an der Berufsschule für Höhere Frauenberufe in Krems an der Donau. Der Pastoral und der Verkündigung blieb er stets verpflichtet, besonders durch Aushilfen und Beichtdienste sowie als markanter Prediger.
Daneben pflegte Gregor Lechner intensiv seine wissenschaftlichen Interessen und übernahm verschiedene Aufgaben an akademischen Einrichtungen. Von 1979 bis 2015 war er als Lektor für Ikonographie an den Kunsthistorischen Instituten der Universitäten Wien, Graz, Innsbruck und Salzburg tätig. Als wissenschaftlicher Forscher und Autor ist er auf dem Gebiet der Kunstgeschichte, insbesondere der Ikonographie, vielfach hervorgetreten. 1994 erfolgte auf der Grundlage von „Neue Materialien zur europäischen Porträtkunst in der barocken Druckgraphik: das geistliche Porträt; das Künstlerporträt; das Heiligenporträt“, d. h. drei Ausstellungskatalogen aus den Jahren 1986 bis 1988, die Habilitation an der Universität Innsbruck und in der Folge die Ernennung zum Ao. Universitätsprofessor (2000). Von 2001 bis 2006 wirkte P. Gregor Lechner als Abteilungsleiter für Kulturwissenschaften und Leiter des Zentrums für Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems.
Das literarische Schaffen von Gregor Martin Lechner ist ungemein reich. Die Festschrift „Iconographia christiana“, herausgegeben von Werner Telesko und Leo Andergassen (Regensburg 2005), die Lechner zum 65. Geburtstag gewidmet worden ist, enthält ein von Michael Grünwald zusammengestelltes „Verzeichnis der Veröffentlichungen Gregor Martin Lechner OSB“ (S. 301–316). Diese umfangreiche Liste nennt mehrere Hundert weit überwiegend kunsthistorische Publikationen, die von Lechner verfasst worden sind. Es handelt sich dabei um Bücher, darunter viele Ausstellungskataloge, sowie Aufsätze und Rezensionen. Viele Beiträge nahmen ihren thematischen Ausgang von Objekten der Göttweiger Sammlungen. Auch als eifriger Mitarbeiter an verschiedenen Fachlexika hat Gregor Lechner sich hervorgetan. In diesem speziellen Genre sind seine Beiträge für das achtbändige „Lexikon der christlichen Ikonographie“ (1968–1976) besonders zahlreich.
Gregor Martin Lechners Publikationen zeichnen sich durch die doppelte Qualifikation des Verfassers als Theologe und Kunsthistoriker aus. Sein breiter akademischer Hintergrund machte Lechner dazu fähig, den Werken bildender christlicher Kunst in all ihren Dimensionen gerecht zu werden. Die umfassenden fachlichen Kenntnisse, die Anerkennung in der Fachwelt sowie die Fähigkeit, organisatorische und praktische Aufgaben erfolgreich anzugehen, prädestinierten ihn aber auch dazu, gemeinsame Unternehmungen zu koordinieren und zu leiten. Über Jahrzehnte hin war er daher in der Redaktion des in Regensburg erscheinenden Periodikums „Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft“, 1996 bis 2004 als Schriftleiter, tätig. Der Redaktion der „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige“ gehörte er ebenfalls jahrzehntelang an. Gerade angesichts des derart umfangreichen schriftstellerischen Werks steht zu hoffen, dass ein kundiger Bearbeiter das Verzeichnis der Publikationen Lechners für den Zeitraum seit 2005 fortführt und veröffentlicht, um auf diese Weise sowohl das Schaffen des Verstorbenen zu würdigen als auch den Interessierten den Zugang zum gesamten literarischen Werk Gregor Martin Lechners zu erleichtern.
In Fragen der Kunstgeschichte war P. Gregor Lechner ein vielfach gesuchter Berater und anerkannter Experte. Vereinigungen und Fachgremien haben sich gern seiner Mitgliedschaft und Mitarbeit versichert. Bei vielen wissenschaftlichen Vorhaben und praktischen Maßnahmen, etwa Restaurierungen von Objekten, ist seine bereitwillig gewährte Expertise zur Geltung gekommen.
Seine diversen Verdienste fanden entsprechend auch öffentliche Anerkennung in Kirche und Gesellschaft. Durch den Bischof von St. Pölten wurde P. Gregor zum Geistlichen Rat ernannt (1998). Er wurde ferner mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1985), dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (2001) und dem Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich (2006) ausgezeichnet. Die bereits erwähnte wissenschaftliche Festschrift „Iconographia christiana“ zum 65. Geburtstag zeugt von der hohen Wertschätzung, die er im engeren Kreis der kunsthistorischen Fachleute genossen hat.
Die Bayerische Benediktinerakademie, besonders deren Historische Sektion, verdankt P. Gregor Lechner sehr viel an Anregungen, Mitarbeit und organisatorischer Unterstützung. Bereits in den ersten Jahren seiner Mitgliedschaft hat er für das damalige Projekt einer Benediktinerbibliographie zum deutschen Sprachgebiet nicht nur den Beitrag zum Stift Göttweig bearbeitet, sondern sich als einer der Hauptverantwortlichen zusammen mit P. Ägidius Kolb (1923–1993) aus Ottobeuren und P. Kuno Bugmann (1909–1988) aus Einsiedeln um die Redaktion und Herausgabe der gesamten Publikation verdient gemacht (Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980, St. Ottilien 1985/87 [= SMGB.E 29]). An der Zeitschrift der Benediktinerakademie wirkte er als für Österreich zuständiger Redakteur und wiederholt auch als Autor mit; vor allem hat er hier viele gründliche Rezensionen publiziert. Für das von der Akademie getragene Projekt der „Germania Benedictina“ stammt der Artikel zu Göttweig aus der Feder Gregor Lechners (Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, bearb. von Ulrich Faust und Waltraud Krassnig, Bd. 1, St. Ottilien 2000 [= GermBen 3/1], S. 768–843). Mit seinen ausgedehnten Kenntnissen, besonders auf dem Gebiet christlicher Kunstgeschichte und Ikonographie, brachte P. Gregor eine spezielle Fachkompetenz, die ihn von vielen anderen Mitgliedern der Sektion abgehoben hat, in die gemeinsamen Unternehmungen ein. Der fachliche Austausch und das persönliche Gespräch mit ihm waren immer fruchtbar und anregend, nicht nur innerhalb der Benediktinerakademie.
Die Verbundenheit P. Gregor Lechners sowohl mit unserer Akademie als auch mit seinem Professkloster Göttweig wurde gegen Ende seines Lebens noch einmal auf besondere Weise sichtbar. Denn eine seiner letzten Publikationen ist der umfangreiche Beitrag über „Lutheriana. Verborgene Schätze in der Stiftsbibliothek und den Kunstsammlungen der Benediktinerabtei Göttweig“ im letztjährigen Band der „Studien und Mitteilungen“, der – noch wenige Wochen vor seinem Tod durch den Autor selbst korrigiert – etwa zeitgleich zum Heimgang erschienen ist (SMGB 128 [2017], S. 145–231).
Die Bayerische Benediktinerakademie und ihre Historische Sektion bewahren P. Gregor Martin Lechner OSB, der ihre Unternehmungen 36 Jahre lang als hochgeschätztes Mitglied in bemerkenswerter Weise mitgetragen und gefördert hat, ein dankbares und ehrendes Andenken (zum Tode Lechners auch: Mün. 70 [2017], S. 398–399; Der Göttweiger Nr. 2/2017, S. 3; EuA 93 [2017], S. 365–366; Kirche bunt. St. Pöltner Kirchenzeitung Nr. 40/2017, S. 4; Füreinander. Mitteilungsblatt der Österreichischen Benediktinerkongregation Nr. 60 = 2018/1, S. 23–24).
Stephan Haering OSB, München/Metten

P. Prof. Dr. Ansgar Paus OSB (11. Jan. 1932 – 18. Sept. 2017)

Ansgar Paus wurde am 11. Januar 1932 in Bocholt geboren. Sein Vater August Paus (1905-1968) war von Beruf Schlosser. Seine Mutter Elisabeth, geb. Enk (1904-1954) brachte 1936 ihr zweites Kind Werner († 2008) zur Welt. Nach dem Tod der Mutter heiratete der Vater im Jahre 1956 die Witwe Maria Kohlmeier, geb. Praest (1916-1985), die ihre Tochter Ingrid (geb. 1942) in die Ehe mitbrachte. Zeitlebens hatte P. Ansgar zu seiner Familie und den Verwandten einen guten, lebendigen Kontakt. Sein Taufdatum ist nicht bekannt, da das Taufregister der Liebfrauen-Pfarrkirche im Krieg verbrannt ist. Erich Paus besuchte in den Jahren 1938 bis 1943 die Volksschule in Bocholt. Am 24. Februar 1942 empfing er das Sakrament der Firmung. Von 1943 bis 1952 war er Schüler des St.-Georgs-Gymnasiums in Bocholt und schloss seine Schulausbildung 1952 mit dem Abitur ab. Seine Kindheit war vom Krieg und von den Fliegerangriffen auf seine Heimatstadt geprägt, die auch sein Elternhaus trafen. Erich half seinem Vater nach dem Krieg beim Ausbessern des Hauses. Manuelle, anstrengende Arbeit lernte er kennen und schätzen, die ihm nach seinen Worten half, „das wahre Bild des Menschen und der Zeit zu entdecken“. In seiner Bewerbung zum Klostereintritt vom 28. Februar 1952, noch als Abiturient, schrieb Erich: „Höhepunkte meines Jungenlebens waren die Fahrten im In- und Ausland. Sie führten mich hinein in mich selbst und in die Gemeinschaft. Ihnen danke ich Großes und Tiefes.“ Zur Finanzierung der Reisen, die ihn in die Schweiz und bis nach Rom führten, arbeitete er als Maurer und in einer Fabrik. Neben der Familie und seiner Pfarrgemeinde war für Erich der Bund Neudeutschland (ND) prägend.
Am 17. April 1952 trat er in Gerleve ein und begann sein Postulat mit Begeisterung und viel Energie, seinen Charakterstärken. Die Einkleidung erfolgte 1952, die Zeitliche Profess 1953 und die Feierliche Profess 1956. Bei der Einkleidung erhielt Erich Paus den Ordensnamen Ansgar, was ihn überraschte, da ihm mit diesem mittelalterlichen Mönchsmissionar nichts verband. Nach der ersten Profess begann im Herbst 1953 das Studium der Philosophie und der biblischen Sprachen, wie damals üblich an der philosophischen Hausschule. Im Jahr 1954 starb Fr. Ansgars Mutter – für ihn ein einschneidendes, überaus  schmerzliches Ereignis, von  dem er noch kurz vor seinem Tod sprach. Es folgten die beiden ersten theologischen Studienjahre in der Erzabtei Beuron. In diese Zeit fiel die Feierliche Profess. Es folgten in Rom am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo theologische Semester mit dem Studienabschluss des Lizentiats. Während der Semesterferien wurde Ansgar Paus am 14. September 1957 durch Weihbischof Heinrich Baaken von Münster in der Gerlever Abteikirche zum Diakon und am 8. September 1958 zum Priester geweiht. Die anschließenden Jahre bis 1961 verbrachte Pater Ansgar mit dem Spezialstudium der Philosophie in Rom (Sant’Anselmo, Universität Gregoriana) und an der Universität München. Am 5. Juni 1963 wurde er in Sant’Anselmo mit der These „Das religiöse Apriori Rudolf Ottos und sein ideengeschichtlicher Zusammenhang“ zum Dr. phil. promoviert. Seine Dissertation er- schien im März 1966 im Verlag E. J. Brill (Leiden) unter dem Titel: „Religiöser Erkenntnisgrund. Herkunft und Wesen der Aprioritheorie Rudolf Ottos“. In den Jahren 1963 bis 1965 war P. Ansgar Lektor für Philosophie an der Philosophischen Schule in Gerleve und dozierte Logik. In der Schola sang er kräftig mit. Zeitlebens war seine Stimme in unserem Chor nicht zu überhören.
Eines Tages bat der von ihm sehr verehrte Abt Pius P. Ansgar um ein Gespräch und erteilte ihm den Auftrag, ab Herbst 1965 im Kolleg St. Benedikt zu Salzburg das Amt eines Spirituals für etwa 60 Kleriker aus zahlreichen deutschsprachigen Klöstern anzutreten. Es begannen Jahrzehnte emsiger, konzentrierter, erfüllender und erfolgreicher Arbeit in Salzburg. Für exakt 52 Jahre wurde die barocke Bischofs- und Universitätsstadt sein Lebensmittelpunkt.
1966 erhielt P. Ansgar als Assistent am Päpstlichen Philosophischen Institut einen Lehrauftrag für Logik und Erkenntnistheorie. Er wirkte in den Jahren 1966 bis 1972 als Lehrbeauftragter an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, gleichzeitig als Mitglied des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg (IFZ), des Katholischen Hochschulwerkes Salzburg und als Sekretär der Salzburger Äbtekonferenz (SÄK). Bereits 1966 wurde er Mitglied des Direktoriums der Salzburger Hochschulwochen und fungierte von 1971 bis 1980 als Obmann. Seit 1972 besorgte er die Veröffentlichung des Berichtsbandes der Salzburger Hochschulwochen. 1968 wurde P. Ansgar als Berater zum Generalkapitel der österreichischen Benediktinerkongregation eingeladen. Ab 1970 übernahm er die Schriftleitung des „Salzburger Jahrbuchs für Philosophie“.
Ansgar habilitierte sich 1972 an der Theologischen Fakultät München und hielt dort am 9. Februar seine Probevorlesung über das Thema „Religion und Religionen“. Es folgte seine Ernennung zum Privatdozenten an der Theologischen Fakultät der Universität München für das Fach Fundamentaltheologie und zum Professor am Philosophischen Institut in Salzburg (Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Religionswissenschaft [Fundamentaltheologie]) in der Nachfolge von P. Thomas Michels OSB. Von 1972 bis 1974 leitete er die Abteilung Wissenschaftstheorie der Geisteswissenschaften am Institut für Wissenschaftstheorie am Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen.
Am 28. Februar 1974 wurde er zum ordentlichen Professor für Philosophie an der Universität Salzburg ernannt. Bis zu seiner Emeritierung dozierte P. Ansgar die Fächer Logik, Erkenntnis-theorie und Sprachphilosophie. Des Weiteren hielt er auch Vorlesungen und Seminare zu philosophischen Gegenwartsfragen. Mit Unterbrechungen war P. Ansgar von 1975 bis 1998 Vorstand des staatlichen Institutes für Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg und Präses des Päpstlichen Philosophischen Instituts bei der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. 1984 wurde er durch die Römische Kongregation für das Katholische Bildungswesen zum Präses des Päpstlichen Philosophischen Institutes im Fakultätsrang bei der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg bestimmt.
Im Jahr 2000 wurde P. Ansgar als Ordentlicher Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät Salzburg emeritiert, aber weiterhin mit Tätigkeiten in Lehre und Forschung betraut. P. Ansgar war Mitglied des Beirats der Görres-Gesellschaft, der Österreichischen Theologischen Kommission sowie der Bayerischen Benediktiner-Akademie.
Ansgar suchte das Gespräch zwischen praktischer Seelsorge und theologischer Wissenschaft. Obgleich er sich im akademischen Bereich bewegte, wurde er im Lauf der Jahre immer mehr zum Seelsorger, zum geistlichen Berater und Begleiter. In den Jahren 1965 bis 1970 diente er als Spiritual im Kolleg St. Benedikt zu Salzburg. Neben seiner Lehrtätigkeit gab P. Ansgar Exerzitienkurse und Einkehrtage und hielt u.a. im Programm von Radio Vatikan geistliche Vorträge. Im Jahr 1972 wurde er zum Konventualkaplan der Delegation Salzburg im Großpriorat Österreich des Souveränen Malteser-Ritterordens ernannt. Bis zu seinem Tod war P. Ansgar in dieser Gemeinschaft segensreich tätig. 1980 ernannte ihn der Erzbischof von Salzburg, Dr. Karl Berg, in Anerkennung seiner Verdienste als Präses des Päpstlichen Philosophischen Institutes sowie als Obmann des Direktoriums der Salzburger Hochschulwochen zum erzbischöflichenKonsistorialrat.
In seinem letzten Lebensjahr teilte Pater Ansgar seinem Abt mit, es zöge ihn immer mehr nach Hause. Doch wegen der guten medizinischen Behandlung in Salzburg sollte noch abgewartet werden. Seine Rückkehr nach Gerleve machten dann operative Eingriffe unmöglich. Nachdem P. Ansgar den Dienst bei den Schwestern nicht mehr ausüben konnte, fand er im Frühsommer 2017 Aufnahme in der Erzabtei St. Peter. Diese Klostergemeinschaft hat ihn durch seine letzte Lebensphase mit großer Aufmerksamkeit und Liebe getragen. Niemand ahnte, dass er dort die letzten Wochen seines Lebens verbringen würde. Gastmeister, Infirmar und Mitbrüder erlebten P. Ansgar als willkommenen Gesprächspartner. Es bereitete ihm Freude, sich vor allem mit den jungen Mitbrüdern zu unterhalten. Noch am 20. Mai konnte P. Ansgar in den Räumen der Erzabtei eine seiner geliebten Münchener Sabbatinen – mit einem Vortrag von Prof. Hans Maier über „Luther und die Musik“ – ausrichten. Allen war spürbar, wie sehr sich P. Ansgar darüber freute, dass dies noch einmal gelang. Aber dann überraschte – auch ihn selbst – die heimtückische Krankheit, die innerhalb weniger Wochen zum Tod führte. In seinen letzten Tagen konnten nicht nur sein Abt, sondern auch viele seiner Mitbrüder und viele persönliche Freunde und Wegbegleiter von ihm auf der Onkologischen Station im Universitätsklinikum Salzburg Abschied nehmen. Den Maltesern gebührt großer Dank für ihr treues Sorgen und beeindruckendes Begleiten bis zu seinem Hinscheiden. P. Ansgar segnete vom Sterbebett aus noch viele Besucherinnen und Besucher mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn. Er lebe in Christus!

Abt Dr. Benno Malfèr OSB (20. Dez. 1946 – 28. Aug. 2017)

Unerwartet verstarb am Fest des hl. Augustinus, des Patrons der Stiftskirche von Gries, dem 28. August 2017, Abt Benno Malfèr von Muri Gries in seinem 71. Lebensjahr. Nur eine Woche zuvor war im örtlichen Krankenhaus in Bozen ein inoperabler Tumor am Darm festgestellt worden. Trotz intensiver ärztlicher Bemühungen ging der sonst sehr robuste Klosterleiter, der die Gemeinschaft von Muri-Gries über 26 Jahre geleitet hat, innerhalb weniger Tage heim.
Abt Benno kam am 20. Dezember 1946 im Bozener Stadtteil Gries, in unmittelbarer Nähe seiner späteren Klosterheimat, zur Welt und erhielt den Taufnamen Christian. Er besuchte das Franziskanergymnasium in Bozen und trat unmittelbar nach der Matura im Jahr 1965 in die Abtei Muri-Gries ein. Seit der Vertreibung aus dem aargauischen Muri im Jahr 1845 lebt die Klostergemeinschaft in Gries im Exil. Die erste Profess legte er am 25. September 1966 ab, wurde 29. Juni 1971 zum Priester geweiht und wirkte einige Jahre als Kooperator in der Klosterpfarrei St. Augustin in Gries. Das Studium der Philosophie und Theologie hatte er im römischen Benediktinerkolleg S. Anselmo absolviert, das in jener Zeit in vielen Disziplinen namhafte Fachleute aufzuweisen hatte. Dort promovierte er auch mit der Studie „Das Handeln des Christen. Theologische Ethik am Beispiel von Schleiermachers christlicher Sitte“ (Viertürme-Verlag Münsterschwarzach 1979) zum Doktor der Theologie. An der Ludwig-Maximilians-Universität München verfolgte er bei Professor Johannes Gründel vertiefende Studien der Moraltheologie und bereitete sich auf eine künftige Lehrtätigkeit vor. Rektor Magnus Löhrer holte Benno Malfèr im Jahr 1981 nach S. Anselmo, wo er ein rundes Jahrzehnt als Professor für Moral- und Pastoraltheologie wirkte. Nach seiner Wahl zum 59. Abt von Muri-Gries und der Abtsweihe am 9. Februar 1991 konnte er seiner theologischen Lehrtätigkeit nur noch in Form von Blockunterricht nachkommen. Für eigene wissenschaftliche Veröffentlichungen fand er unter den gegebenen Umständen kaum noch Raum. Es zeugt jedoch von seiner Freude am akademischen Lehren und seiner beachtlichen Belastbarkeit, dass er bis zum Ende seines Lebens dozierte und noch im Sommer diesen Jahres Examina in S. Anselmo abnahm. Überhaupt war Abt Benno zeitlebens der Benediktinerhochschule und dem Kolleg auf dem Aventin sehr verbunden, wobei ihm seine Zweisprachigkeit als italienischer Staatsbürger mit deutscher Muttersprache entgegenkam. Unter anderem gehörte er dort zur Bibliothekskommission, zum Rat des Abtprimas und zum Dreiergremium Commissio permanens Synodi Praesidium und war ein regelmäßiger Berater in S. Anselmo. Letzteres erwies sich angesichts des dortigen häufigen Personalwechsels als ausgesprochen hilfreich, insbesondere weil Abt Benno sich auch in Feinheiten des italienischen Rechts, vor allem des Baurechts gut auskannte. Abtprimas Notker Wolf nannte ihn ein „Anselmianer Urgestein und ein stückweit lebende Geschichte von S. Anselmo“.
Seine Zuverlässigkeit, seine umfassenden Kenntnisse, sein treffendes Urteil und seine Fähigkeit zuzuhören machten ihn zu einem gesuchten Mitarbeiter und Leiter in vielen Gremien. Genannt seien nur seine Tätigkeiten als Präses der Schweizer Benediktinerkongregation (1997–2015), als Vorsitzender der Salzburger Äbtekonferenz (2003–2012) und als Vorsitzender der Südtiroler Superioren-Konferenz (seit 2012). Auch in der Diözese Bozen-Brixen war er aktiv, u.a. als Teilnehmer der zweiten Synode. In seinem Kloster begleitete er die zahlreichen Wandlungsprozesse der letzten Jahrzehnte und den Ausbau der Klosterökonomie zu einem bekannten und leistungsfähigen Wirtschaftsbetrieb. Es gelang es ihm, seinen vielen Verpflichtungen ausgesprochen zuverlässig nachzukommen; dabei kamen ihm eine beeindruckende Arbeitsdisziplin und hohe Belastbarkeit zugute. Bei den Tagungen und Veranstaltungen der Benediktinerakademie war er regelmäßig anzutreffen, was ihm jeweils weite Autofahrten abverlangte. Der viel und weit Gereiste mögen nun die ewige Ruhe finden. R.i.p.
Stephan Haering OSB / Cyrill Schäfer OSB

P. Dr. Bruno Stephan Scherer OSB (20. März 1929 – 11. Aug. 2017)

Stephan Scherer, geboren am 20. März 1929, war das Kind von Alois und Hedwig Scherer-Hürze­ler und wuchs mit zwei Schwestern und zwei Brüdern in Gretzenbach SO auf. Er besuchte in seinem Heimatdorf die Primarschule und wechselte, nach zwei Jahren Bezirksschule in Schönenwerd, ans Gymnasium der Mariasteiner Benedik­tiner (Kollegium Karl Borromäus KKB) in Altdorf UR, wo er 1949 die Matura bestand. Anschliessend bat er um Eintritt ins Klos­ter Mariastein.
Als Frater Bruno legte er am 13. November 1950 die zeitliche Profess ab, der drei Jahre später die definitive Bindung ans Kloster folgte. Nach dem klosterinternen Theologiestudium wurde er am 25. Juli 1954 zum Priester geweiht. Es folgten Jahre als Lehrer am KKB und das Germanistikstudium in Fribourg und München, das er 1964 bei Prof. Ernst Alker mit einer Dissertation über Reinhold Schneider abschloss („Tra­gik vor dem Kreuz. Leben und Geisteswelt Reinhold Schneiders“, Herder 1966; Neudruck 2017). Diesem Autor galt weiterhin sein besonderes Inter­esse.
Schon früh nahm P. Bruno seine eigene schriftstellerische Tätigkeit auf. In der Zeitschrift „Civitas“ publizierte er viele Buchbesprechungen, die von seinem breiten literarischen und theologischen Interesse zeugen. Daneben hatte es ihm speziell die Lyrik angetan, die er, in unterschiedlichen Formen, fortan eifrig pflegte. Seine Gedichtbändchen, versehen mit einer persönlichen Widmung, verschenkte er gerne und grosszügig reihum. Verdient machte sich P. Bruno durch die Herausgabe der „Innerschweizer Ly­rik- und Prosatexte“, herausgegeben vom Innerschweizer Schrift­stellerverein, dessen Präsident er von 1973 bis 1979 war. Sein Werk zeugt von Schaffenskraft und Beobachtungsgabe, aber auch von feinem Sprachempfinden und wacher Religiosi­tät. Ver­schiedene Auszeichnungen wurden ihm zuteil, u.a. der Kulturpreis der Gemeinden Gretzen­bach und Schönenwerd (1978) und der Preis für Literatur des Kantons Solothurn (1990). Im November 2014 ging auch sein langgehegter Wunsch in Erfüllung, nämlich in die Bayerische Benediktinerakademie (Sektion der Künste) aufgenommen zu werden. Er hoffte, durch diese Ehrung in Deutschland vermehrt als Autor wahrgenommen und bekannt zu werden. Es gehört wohl zum Geschick des Lyrikers, dass seinem Wort nicht immer das gebührende Gehör zuteilwird, sein Wort bei seinen Nächsten und Mitbrüdern kaum Anklang findet.
Zur geistlichen Berufung von P. Bruno gehörte auch die Tätigkeit als Priester und Seelsorger. Während zehn Jahren wirkte er als Kooperator in der Pfarrei St. Gallus in Zü­rich, dann wurde er 1984 Pfarrer von Beinwil am Pass­wang, also am Ursprungsort unseres Klosters. In seiner Hirtenaufgabe, zu der zeit­weise auch Wahlen bei Laufen gehörte, wurde er un­terstützt von seiner langjährigen Mitar­beiterin Annemarie Odermatt.
Im Herbst 2008 kehrte P. Bruno zurück nach Ma­riastein. Hier lud er gelegentlich noch zu Dichterlesungen ein. Seinem sicheren Sprachgefühl vertraute ich mehrfach Texte zum Gegenlesen an. Er geizte weder mit Kritik noch mit Komplimenten, gab Anregungen und Verbesserungsvorschläge, mochte es bloss darum gehen, einen Punkt durch einen Strichpunkt zu ersetzen! Er war darauf erpicht, seine Texte in unserer Zeitschrift zu platzieren. Die Zusammenarbeit war für den verantwortlichen Redaktor eine Geduldsprobe; denn feste Termine wie etwa ein Redaktionsschluss waren Pater Brunos Stärke nicht! Zum letzten Mal erschien in der November/Dezember-Ausgabe 2015 eine Doppelseite von ihm, anlässlich seines diamantenen Professjubiläums am 11. November 2015: „Dein Antlitz, HERR. Drei Gedichte nahe der Weihnacht zu Worten von Ramon Llull (1232-1315)“.
In den letzten Jahren machte er sich daran, sein Lebenswerk zu sichten, Manuskripte und Veröffentlichungen zu ordnen, seinen reichen Bücherschatz aufzustellen. Verschiedene Bekannte waren bereit, ihn dabei zu unterstützen, doch es viel ihm schwer, Hilfe anzunehmen. Aber es war offensichtlich, dass diese Herkulesaufgabe ihn zunehmend überforderte. An uns Nachgeborenen liegt es nun, dass wir uns einen Durchblick verschaffen, die Spreu vom Weizen trennen, das Chaos abtragen und das Wesentliche für die Zukunft sichern.
Der Abbau seiner körperlichen und geistigen Kräfte führte Anfang September 2016 zu einer schweren gesundheitlichen Krise, die seine Hospitalisierung nötig machte. Im November konnte er ins Pfle­geheim St. Franziskus (Menzingen ZG) umziehen, wo er, gut betreut und umsorgt, die letzten Monate seines Le­bens verbrachte. Etwa einmal im Monat erhielt er Besuch aus Mariastein, und auch sein letzter ihm verbliebener Bruder, Oskar Scherer, ging regelmässig zu ihm. Es war ein wenig beelendend, mitzuerleben, wie P. Bruno mehr und mehr Mühe bekundete, das rechte Wort zu finden, ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, Rede und Antwort zu stehen, da ihm doch das Wort ein Leben lang so viel bedeutet hatte, jenes WORT, das er in vielen Beiträgen und Artikeln zu vermitteln suchte, um das er in unzähligen Gedichten gerungen und an dem er unermüdlich geschliffen und gefeilt hatte, bis Ausdruck, Klang und Aussage in die rechte Form gegossen waren. Als ich ihm im Mai den eben erschienenen Neudruck seiner Doktorarbeit überbrachte, löste dies bei ihm nur noch ein äusserst verhaltenes Echo aus.
Bruno starb am Freitagabend, 11. August 2017, genau einen Monat nach Br. Josef, unserm hundertjährigen Mitbruder. Allen, die ihm in seinen alten Tagen menschlich, medizinisch und pflegerisch beigestanden sind, gilt unser herzlicher Dank!
Abt Peter von Sury

P. Prof. Dr. Dr. h.c. Angelus Häußling OSB (19. April 1932 – 11. Juli 2017)

Nach langer und schwerer Krankheit, aber gut betreut in der Klosterinfirmerie von Maria Laach verstarb der bekannte Liturgiewissenschaftler P. Angelus Häußling am 11. Juli 2017 in seinem 86. Lebensjahr. Geboren wurde er am 19. April 1932 im pfälzischen Lambrecht als siebtes von neun Kindern des Dr. iur. utr. et rer. pol. Aloys Häußling und seiner Frau Maria, geb. Schlosser, die ihm den Rufnamen Albert gaben. Der Vater entstammte einer Fabrikantenfamilie, hatte zunächst Theologie studiert und wurde wegen seiner standhaft katholischen Haltung im Dritten Reich beruflich massiv eingeschränkt. Albert erhielt seine schulische Ausbildung hauptsächlich im Jesuiteninternat St. Blasien im Schwarzwald und trat 1951 in die damals in voller Blüte stehende Abtei Maria Laach ein. Nach der ersten Profess (22. März 1953) studierte er Philosophie und Theologie in den Hauslehranstalten Maria Laach und Beuron. Die Feierliche Profess legte er am 1. April 1956 ab und erhielt die Priesterweihe am 27. Juli 1958. Nach einer Übergangszeit als Sakristan in der Abteikirche begann er im Wintersemester 1961 ein Aufbaustudium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, u.a. bei den Professoren Josef Andreas Jungmann, Hugo und Karl Rahner, und wechselte im Wintersemester 1964 nach Salzburg, wo er 1965 über das Thema „Die Konventmesse – ihre Entstehung und ihr Sinn“ promoviert wurde. Mit dem Thema der Eucharistiefeier befasste sich auch ein vieldiskutierter Band, den er 1966 gemeinsam mit seinem akademischen Lehrer Karl Rahner herausbrachte über „Die vielen Messen und das gemeinsame Opfer“, der sich mit dem Thema der bis dahin üblichen täglichen Einzelzelebration und als Alternative der Konzelebration befasste. Dieses letztere Modell sollte sich in der Folge auch durchsetzen.
Nach seiner Rückkehr in die Heimatabtei übernahm P. Angelus die Leitung der gut ausgestatteten Klosterbibliothek, die er als bibliophiler und leidenschaftlicher Leser mit großem Engagement leitete. Seine liturgiewissenschaftliche Qualifikation brachte ihm eine Reihe von Berufungen ein: von 1965 bis 1975 wirkte er als Gastdozent für das Liturgische Institut in Trier, von 1969 bis 1974 übernahm er Lehrstuhlvertretungen in Liturgiewissenschaft für die Theologischen Hochschulen SVD in St. Augustin und der Redemptoristen in Geistingen, von 1972 bis 1975 war als Mitglied des Diözesanrates Trier Vorsitzender des Sachausschusses Liturgie, von 1975 bis 1980 Mitglied des Priesterrates der Trierer Diözese und von 1986 bis 1996 Mitglied der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz sowie in weiteren kirchlichen Gremien. Ab 1976 wirkte er als außerordentlicher und ab 1980 ordentlicher Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern. Die Tätigkeit an der ehemaligen Benediktinerabtei mit der engen Gemeinschaft zu den Studenten sagte ihm offensichtlich zu, so dass er Berufungen an die Universität Bochum und die Benediktinerhochschule S. S. Anselmo ablehnte. Nach der Beendigung des aktiven Lehrdienstes in Benediktbeuern im Jahr 2000 zog er in das nahegelegene München um, wo er bei den Benediktinerinnen von Venio OSB als Hausgeistlicher Heimat fand und vor allem am von ihm mitbetreuten „Handbuch für Liturgiewissenschaft“ ungestört arbeiten konnte. Ende 2012 nahmen gesundheitliche Schwierigkeiten derart zu, dass sich im Januar 2013 die dauerhafte Rückkehr nach Maria Laach nahelegte.
P. Angelus zählte zu den führenden deutschen Liturgiewissenschaftlern mit internationalem Ruf: neben seiner (Mit)Herausgeberschaft des „Archivs für Liturgiewissenschaft“ (ab 1975) übernahm er zahlreiche Vorträge auf wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen und verfasste dank eines enormen Fleißes und einer enzyklopädischen Bildung unzählige Aufsätze, Lexikon- und Handbuchartikel sowie Rezensionen, wo er mit einem feinen Gespür für liturgische Angemessenheit und manchmal auch scharfem Urteil sich zu Wort meldete. Thematisch lagen ihm vor allem die Theologie des Gebetes und die Anliegen der liturgischen Reform am Herzen. Sein großes Werk über die Tagzeitenliturgie konnte er allerdings nicht mehr vollenden. Die Theologische Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz) hat sein wissenschaftliches Werk im Jahr 2000 durch die Verleihung des Dr. theol. h.c. gewürdigt. Der Bayerischen Benediktinerakademie gehörte P. Angelus seit 1977 an und war auf den Münchner Tagungen ein regelmäßiger Teilnehmer, dessen freundliche Umgangsformen und heitere Grundstimmung in guter Erinnerung bleiben. Sein Todestag fiel ausgerechnet auf das Hochfest des Ordensgründers, dem er auf seine Weise lebenslang gedient hat. R.i.p.

Stephan Haering OSB / Cyrill Schäfer OSB

Dr. Christof Römer (18. Juli 1936 – 17. Mai 2017)

Am 17. Mai 2017 verstarb in Braunschweig der Landeshistoriker Dr. Christof Römer nach längerer schwerer Krankheit. Christof Römer wurde am 18. Juli 1936 in der Hansestadt Lübeck geboren. Nach dem Abitur an der Oberschule zum Dom in Lübeck studierte er Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte von 1956–58 in Hamburg und von 1958–61 an der Freien Universität Berlin. Hier wurde er 1967 mit der Arbeit „Das Kloster Berge bei Magdeburg und seine Dörfer 968–1565. Ein Beitrag zur Geschichte des Erzstiftes Magdeburg“ zum Dr. phil. promoviert. Die Disser­tation erschien 1970 als Band 30 der „Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte“ in Göttingen. Von 1961–70 war er als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule Berlin tätig und erhielt 1971–73 ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Thema „Der niedersächsische Reichskreis im 16. Jahrhundert“, einen Themenkomplex, der sich noch in vielen seiner späteren Veröffentlichungen wiederfindet. Statt der Hochschullaufbahn wandte er sich jedoch der Museumsarbeit zu und wirkte seit 1974 als Kustos, später als Oberkustos am Braunschweigischen Landesmuseum in Braunschweig, einer Aufgabe, der er sich mit großem Engagement bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2001 widmete. In dieser Stellung organisierte er vielbeachtete Ausstellungen, u.a. zu Politik und Gesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts, zu Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels, dem „Schwarzen Herzog“, einem Gegenspieler Napoleons, und zum Hause Bevern und dessen dynastischen Verflechtungen in Europa.
Vor allem aber erwarb sich Christof Römer einen Ruf als Landeshistoriker. Mit großem Eifer wandte er sich den unterschiedlichsten Themen der niedersächsischen Landes-, Kirchen- und Wirtschaftsgeschichte zu, aber auch von Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg, dabei wurde er von seiner Frau Ute Römer-Johannsen, die ebenfalls Historikerin war und mit der er neun Jahre verheiratet war, tatkräftig unterstützt. Mit ihr konvertierte er zum katholischen Glauben; sie verstarb viel zu früh im Jahre 1985.
Umfangreich ist die Liste seiner Publikationen, sie zählt 122 Titel: Monographien, Aufsätze und Beiträge (ohne Rezensionen); eine Bibliographie erschien aus Anlass seines 70. Geburtstages in der Harz-Zeitschrift 2006 (58. Jg.), eine weitere zum 80. Ge­burtstag in der Harz-Zeitschrift 2016 (68. Jg.). Das Spektrum seiner Interessen war weitgespannt und umfasste die Bistums-, Kloster- und Reformationsgeschichte, den Handel und die Hanse, die Geschichte von Fürstenhäusern und weltlichen und geistlichen Territorien, Kultur- und Kunstgeschichte sowie Militärgeschichte. 1977 wurde er als Mitglied in die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen berufen. Seit 1991 war er Vizepräsident der „Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat“ und wurde 1993 Mitherausgeber des Mitteldeutschen Jahrbuchs. Als 1990 nach der Wende der 1868 gegründete Harzverein für Geschichte und Altertumskun­de wieder im gesamten Harzgebiet wirken konnte, stellte er sich als 2. Vorsitzender zur Verfügung und wurde 1996 zum 1. Vorsit­zenden gewählt. Bereits 1991 übernahm Christof Römer die Heraus­gabe der Jahresschrift des Harzvereins, der Harz-Zeitschrift, und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass 1999 nach langer Pause mit Band XI wieder eine Ausgabe der „Harz-Forschungen“ erscheinen konnte. Große Verdienste erwarb er sich bei der Organisation wissenschaftlicher Tagungen des Harz-Vereins, so 1992 in Blankenburg (Zur Geschichte von Grafschaft und Fürstentum Blankenburg), 1994 auf der Burg Querfurt (Querfurt – eine Region in Geschichte und Gegenwart), 1995 in Ballenstedt (Anhaltischer Harz), 1996 in Harzgerode und 1998 in Aschersleben sowie 2001 im Kloster Drübeck die Tagung „Evangelische Landeskirchen der Harzterritorien in der frühen Neuzeit“.
Christof Römers besonderes Interesse galt der Erforschung der Klostergeschichte der Benediktiner und Zisterzienser in Mittel- und Ostdeutschland. 1982 wurde er als a.o. Mitglied in die Bayerische Benediktinerakademie aufgenommen. 1999 war er Mitherausgeber des Bandes „Benediktiner, Zisterzienser“ in der Reihe „Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser“ (Bd. 7 im Lukas Verlag Berlin). Im Lexikon für Theologie und Kirche (3. Aufl., Freiburg 1993–2001) behandelte er die Beiträge zu Berge bei Magdeburg, Bosau, Frose, Huysburg, Königslutter, Nienburg/Saale, Oldisleben, Paulinzella. Besonders hervorzuheben ist die Edition des Bandes X, 1–2 des Standardwerkes GERMANIA BENEDICTINA „Die Mönchsklöster der Benediktiner in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen“ zusammen mit Dr. Monika Lücke 2012. In diesen Bänden übernahm er die Beiträge Chemnitz, Ilsenburg, Magdeburg St. Moritz, Magdeburg St. Johannis zu Berge (mit Anja Freckmann: Bibliotheksgeschichte), Ohrdruf, Reinhardsbrunn und war an 11 weiteren Beiträgen beteiligt. Bereits zu den Bänden VI, XI und XII der GERMANIA BENEDICTINA „Norddeutschland“ hatte er Beiträge geliefert. Vier Aufsätze veröffentlichte er in den SMGB (2009, 2012, 2015, 2016). Gewissermaßen als Ausklang seiner langjährigen Forschungsarbeit wollte er seine vielfältigen Studien zur Halberstädtischen Geschichte für eine Darstellung der „Gesamtgeschichte der Bischöfe von Halberstadt“ einsetzen, die in mehreren Monographien erscheinen sollte.
Es war ihm noch vergönnt, in den Jahren 2013–15 trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen mit seiner zweiten Frau Maria – er hatte 1986 noch einmal geheiratet – mehrere Reisen nach Polen, Italien mit Sizilien, zu den Königsgräbern in Marokko, in die Vereinigten Arabischen Emirate und Kappadokien zu unternehmen. Im letzten Jahr vor seinem Tode lebte Christof Römer zurückge­zogen in seinem Braunschweiger Heim. Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab der Familie seiner Frau in Thorn/Polen. R.i.p.
Detlef Jankowski, Wülfrath

Dr. Hermann Hauke (6. August 1930 – 20. März 2017)

Am 20. März 2017 verstarb in München Bibliotheksdirektor i. R. Dr. theol. Hermann Hauke im 87. Lebensjahr. Er gehörte der Bayerischen Benediktinerakademie seit 1981 als außerordentliches Mitglied in der Historischen Sektion an.
Hermann Hauke wurde am 6. August 1930 in Freiwaldau in Sudetenschlesien geboren. Er verlebte dort in der Familie, trotz einer chronischen Krankheit seines Vaters, eine unbeschwerte Kindheit. Die frühen Jahre waren freilich auch von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs gekennzeichnet. Kurz vor dessen Ende musste der Halbwüchsige im letzten Aufgebot des nationalsozialistischen Regimes sogar noch selbst Kriegsdienste leisten.
1946 wurde die Familie aus der Tschechoslowakei vertrieben und fand in Waldeck am Edersee in Nordhessen ihren neuen Lebensort. Der alten Heimat fühlte sich Hermann Hauke aber zeitlebens verbunden. Ein Jahr nach der Ankunft in Waldeck starb seine Mutter eines plötzlichen Todes. Das Abitur legte Hauke am Gymnasium in Bad Wildungen ab und nahm dann an der Philosophisch-theologischen Hochschule Königstein im Taunus das Studium der Theologie auf. Nach dem Abschluss trat er im Erzbistum Paderborn für etwa ein Jahrzehnt in den kirchlichen Dienst.
1966 promovierte Hermann Hauke aufgrund der Studie „Die Lehre von der beseligenden Schau nach Nikolaus Trivet“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei dem bekannten Dogmatiker Michael Schmaus (1897–1993) mit dem Prädikat „magna cum laude“ zum Doktor der Theologie. Das Werk ist als Dissertationsdruck erschienen (München 1967). Die Studien zu Schriften des englischen Scholastikers und Dominikaners Trivet (um 1258–1328) hatten Dr. Hauke tief in die Mittelalterforschung hineingeführt und im Umgang mit alten Manuskripten sehr vertraut und kompetent gemacht. Dies trug mit dazu bei, dass er sich zu einer beruflichen Neuorientierung entschloss, die schließlich in seine langjährige und hochgeschätzte Tätigkeit als wissenschaftlicher Bibliothekar in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München mündete. Bei Erreichen der Altersgrenze wurde Dr. Hermann Hauke 1995 als Bibliotheksdirektor pensioniert. Seine wissenschaftlichen Arbeiten fanden damit indes noch lange kein Ende.
Die Bayerische Staatsbibliothek birgt in ihrer Handschriftenabteilung zahllose Manuskripte, die ursprünglich aus bayerischen Klöstern stammen und im Zusammenhang mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach München verbracht worden sind. Es lag nahe, dass Dr. Hauke in seiner beruflichen Tätigkeit mit der fachkundigen Erschließung und Bearbeitung dieser Bestände bald auch das Interessengebiet der Benediktinerakademie berührt hat. Erste Früchte seines Forschens in diesem Bereich waren die Beiträge über „Die Tischlesung im Kloster Tegernsee im 15. Jh. nach dem Zeugnis seiner Handschriften“ (SMGB 83 [1972] 220–228) und „Das Isengrim-Missale von Ottobeuren“ (SMGB 84 [1973] 151–157). 1974 legte Hauke ein monographisches Verzeichnis der mittelalterlichen Handschriften in der Abtei Ottobeuren vor. Anlässlich des 1500–Jahr-Jubiläums des heiligen Benedikt von Nursia (480–547) veranstaltete die Bayerische Staatsbibliothek 1980/81 eine Ausstellung zur „Benediktregel in Bayern“; für den Katalog steuerte Dr. Hauke die Beschreibung der Handschriften bei. Gleichfalls 1980 erschien eine Ausgabe des Matutinalbuchs aus dem Kloster Scheyern (clm 17401), die von Hermann Hauke mitverantwortet wurde. Solche Veröffentlichungen ließen auf den gelehrten Bibliothekar aufmerksam werden und führten zu seiner Aufnahme in die Benediktinerakademie im Jahr 1981.
Daneben sind zahlreiche weitere Publikationen von Hermann Hauke erschienen, die zumeist von Handschriften der Münchner Staatsbibliothek ihren Ausgang nahmen. Dauerhaft bleibt sein Name verbunden mit der neuen Katalogisierung der lateinischen Fragmente und Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, an der er über Jahrzehnte hin verantwortlich mitgewirkt hat. Die Publikation „Vinzenz Prießnitz und Freiwaldau-Gräfenberg. Ein Almanach, dem ‚Genie des kalten Wassers‘ zum 200. Geburtstag gewidmet“ (1998), woran er entscheidenden Anteil hatte, zeugt von Haukes bleibender Verbundenheit mit seiner altösterreichischen Heimat.
An den Unternehmungen der Historischen Sektion der Akademie hat sich Hermann Hauke gern beteiligt. In der Zeitschrift der Benediktinerakademie finden sich außer den bereits genannten Beiträgen von Dr. Hauke noch weitere Artikel zu Handschriften aus den Klöstern St. Peter in Salzburg (SMGB 93 [1982] 802–829) und Ottobeuren (SMGB 112 [2001] 267–272; 113 [2002] 105–120) sowie Besprechungen. Regelmäßig besuchte er die jährlichen Tagungen der Akademie, solange es ihm gesundheitlich möglich war; häufig wurde er dabei von seiner Gattin Gretel Hauke begleitet. Der persönlich zurückhaltende Bibliothekar war von vornehmer Freundlichkeit und genoss im Kreis der Akademiemitglieder hohe menschliche und fachliche Wertschätzung.
Die Bayerische Benediktinerakademie wird Dr. Hermann Hauke ein ehrendes Andenken bewahren.

Stephan Haering OSB, Metten/München