2008

P. Dr. theol. Martin Ruf OSB (22. März 1952 – 20. Oktober 2008)

Die Historische Sektion der BBA trauert um einen weiteren promovierten Historiker aus der Abtei Schäftlarn, der zehn Monate nach P. Wolfgang Winhard am 20. Oktober 2008 gestorben ist: P. Martin Ruf. Hatte das Kloster Schäftlarn am Tag zuvor die Weihe seines neuen Abtes Petrus Höhensteiger gefeiert, so traf der Tod von P. Martin am folgenden Morgen den kleiner gewordenen Konvent besonders hart.
>Martin ist am 22. März 1952 als Sohn des kaufmännischen Angestellten Karl Ruf und seiner Ehefrau Paula geb. Ernst in Ellwangen/Jagst geboren. Nach der Grundschule hatte er das Peutinger-Gymnasium in seiner Heimatstadt besucht und dort 1971 das Abitur gemacht. Er entschloss sich danach für dasStudium der Theologie an der Universität München, das er im WS 1976/77 mit dem Diplom der Theologie beendete. Danach trat er in die Abtei Schäftlarn ein, wo er am 1. November 1978 die Profess ablegte. Seit 1979 bis zu seinem Tod versah er das Amt des Bibliothekars. Als Internatspräfekt wirkte er im Schuljahr 1980/81. Seit dieser Zeit lehrte er das Fach Geschichte am Schäftlarner Gymnasium. Am 26. Juni 1982 empfing P. Martin im Freisinger Dom die Priesterweihe. 1990 wurde er mit dem „Profeßbuch des Benediktinerstiftes Rott am Inn“ zum Doktor der Theologie promoviert. Diese Arbeit erschien als 31.Ergänzungsband unserer Zeitschrift „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens“ 1991. Seit 1985 war er bereits Mitglied der Benediktinerakademie. 1990 erfolgte die Ernennung zum Direktor des Gymnasiums Schäftlarn.
Die Bestürzung über den plötzlichen Tod von P. Martin war nicht nur in seinem Professkloster, sondern in allen Klöstern der Bayerischen Benedikti­nerkongregation groß. Das zeigte die zahlreiche Teilnahme von Benediktinern am Requiem und der Beisetzung des Verstorbenen am 27. Oktober in der eingerüsteten Abteikirche und im Klosterfriedhof. Viele persönliche Bekannte von P. Martin und Freunde des Klosters Schäftlarn nahmen auf den BänkenPlatz, noch mehr standen während der würdigen Feier. Im Beisein der altersbehinderten Mutter schilderte Abt Petrus Höhensteiger das Leben ihres Soh­nes, sein Leben als Mönch und Schulleiter sowie sein wissenschaftliches Wirken als Historiker. P. Martin habe ungern die Mönchsgemeinschaft seines Klosters mit einer Familie verglichen, geschah dies aber doch, so habe er sich darin als den „schrulligen Onkel“ gesehen. Manche liturgische Reform des II. Vatikanischen Konzils habe er abgelehnt So zog er die Zelebration der Hl. Messe in lateinischer Sprache der Konzelebration mit dem Konvent vor. Abt und Konvent warengroßzügig genug, dies zu tolerieren. Eine besondere Verehrung der Gottesmutter gehörte zu den Kennzeichen seiner persönlichen Fröm­migkeit. Seine mönchischen und priesterlichen Pflichten hat er während seines ganzen Lebens in Schäftlarn vorbildlich erfüllt.
Am Grabe sprach im Namen aller Kollegen die Ministerialbeauftragte für die Klosterschule von Schäftlarn zunächst in bewegten Worten ihre Trauer und Anteilnahme am plötzlichen Tod des erst 56jährigen Schulleiters aus. Der Verstorbene habe dem Gymnasium ein besonderes Gepräge als Benediktinergegeben. Eine vor wenigen Monaten erfolgte Visitation habe die kollegiale Zusammenarbeit von Direktor und Lehrerkollegium zum Wohle der anvertrauten Schüler und Schülerinnen festgestellt und die pädagogische Leistung des Gymnasiums mit besten Noten ausgezeichnet. Die MB bedauerte zutiefst, auf dieweitere Zusammenarbeit mit P. Martin verzichten zu müssen.
Was bedeutete P. Martin Ruf, der eifrige Besucher unserer Jahrestagungen, uns – der BBA und besonders der Hauptschriftleitung? Zusammen mitmeinem Vorgänger P. Ägidius Kolb hat er schon 1980 zum 100. Jubiläum der Zeitschrift SMGB ein Register zu Band 51-91 (das sind die Jahre 1933-1980) erarbeitet und in den Druck gegeben. Das bereits erwähnte Professbuch der Abtei Rott am Inn ist nicht nur ein wertvoller Beitrag zur Geschichte dieses Klosters, sondern auch zur bayerischen Landes- und Kirchengeschichte. In den Jahren der Krankheit von P. Ägidius war P. Martin in vielen Bereichen sein treuer Helfer. Für all das und seine späteren Arbeiten über die BBA vor der Säkularisation und seinen Artikel Schäftlarn für den geplanten Band II der Germania Benedictina (Bayern), den er noch vor seinem Tod abgeschlossen hat, sind wir P. Martin von Herzen dankbar. Wir trauern über den Verlust eines wertvollen Mitglieds der Historischen Sektion. Requiescat in pace!

Ulrich Faust OSB, Ottobeuren