1995

P. Dr. phil. Anselm Wimmer (21. November 1910 – 9. August 1995)

Heimgerufen in den Frieden Gottes wurde zur Mittagsstunde des 9. August 1995 unser lieber Mitbruder im 85. Jahr seines Lebens und im 46. seiner Ordensprofess.
Paul Wimmer wurde als Spross einer königlich-bayerischen Beamtenfamilie am 21. November 1910 in München geboren. Mit 16 Jahren kam er an das Gymnasium der Benediktiner in Metten und machte dort 1929 ein hervorragendes Abitur. Nach dem Studium in den Fächern Griechisch, Latein, Deutsch und Geschichte an der Universität München unterrichtete er zunächst am Gymnasium Dillingen, später an der Aufbauschule in Lauingen. Sechs Wochen vor Kriegsbeginn wurde er zu einer Wehrübung einberufen, die dann fast volle sechs Jahre dauerte. Erst bei der Infanterie, später bei der Artillerie eingesetzt, machte er die Feldzüge in Polen, Frankreich und Russland mit. Nach seiner Heimkehr promovierte er an der Universität München über den griechischen Geographen Strabo. Doch schon damals trug er sich mit dem Gedanken in das Kloster Metten einzutreten; einmal beeinflusst durch das erschütternde Erlebnis des Krieges, zum anderen durch das Vorbild seiner Mettener Lehrer. Sie hatten durch ihr Leben bewiesen, dass die Verbindung von Mönch und Priester einerseits, Lehrer und Erzieher andererseits nicht nur ein schönes Ideal, sondern in der Realität möglich war. Im Sommer 1948 bat er um Aufnahme ins Noviziat, erhielt bei der Profess am 22. September 1949 den heiligen Anselm zum Patron und wurde am 21. September 1952 in Metten zum Priester geweiht. Seine Begabung und seine Ausbildung hatten ihm den Weg im Kloster vorgezeichnet: vom Schuljahr 1952/53 an wirkte er als Erzieher im Klosterseminar und als Lehrer am klostereigenen St.-Michaels-Gymnasium, 1962 wurde er in die Sectio historica der Bayerischen Benediktinerakademie berufen. 1963 übernahm er die Leitung der Schule und hatte sie bis 1980 inne. Obwohl selber ein überzeugter Humanist und klassischer Philologe, verschloss er sich nie den Anforderungen der Zeit: er öffnete das Gymnasium für Mädchen, führte den neusprachlichen Zweig ein und engagierte sich frühzeitig für die Kollegstufe. P. Anselm beschränkte seine Tätigkeit jedoch keineswegs auf unsere Schule. In der Vorstandschaft der Ordensschulen und als Mitglied der Lehrplankommission für Latein und Griechisch gab er der staatlichen Schulverwaltung vielfältige Anregungen. Als Anerkennung für diese zusätzliche Tätigkeit wurde ihm 1981 das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen. Er war aber in all diesen Jahren nicht nur Direktor und Schulleiter, sondern gab bis zu 20 Stunden Unterricht, einen Unterricht, der von den Schülern nicht nur geschätzt, sondern geliebt wurde. Als erfahrener Pädagoge forderte er sie ständig, ohne sie zu überfordern, und verstand ideenreich das Zeitlose mit dem Zeitgemäßen zu verknüpfen.
Zu seiner pädagogischen Tätigkeit während der Woche trat die seelsorgliche am Wochenende. 27 Jahre hielt er im Dienste der Nachbarpfarrei Edenstetten an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Egg. Zu den Familien und Vereinen seines ,Sprengels‘ pflegte er einen herzlichen Kontakt. Noch drei Jahre nach seinem Rücktritt vom Amt des Oberstudiendirektors unterrichtete er sein Lieblingsfach Griechisch. Den priesterlichen Dienst in Egg übte er bis zu seinem 80. Geburtstag aus. Leider ließen danach seine geistigen Kräfte rasch nach, zum Schluss musste er sogar aufs Lesen verzichten. Um so mehr freute er sich über die Besuche der Mitbrüder, um deren Wohl er besorgter war als um sein eigenes. Mitte Juli musste er wegen einer Lungenentzündung ins Kreiskrankenhaus Deggendorf gebracht werden. Kurz bevor er wieder ins Kloster entlassen werden sollte, erlag er einem Herzversagen. Am 12. August wurde P. Anselm auf dem Klosterfriedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Abt und Konvent der Abtei Metten

Abt Dr. theol. Johannes Maria Hoeck OSB (18 Mai 1902 – 4. April 1995)

Am 4. April 1995 verschied in Ettal im 93. Lebensjahr Abt Johannes M. Hoeck. Er war am 18. Mai 1902 in Inzell geboren, wo er im Kreis einer kinderreichen Familie eine frohe Kindheit erlebte. Bereits mit fünf Jahren verlor er seinen Vater Jakob Hoeck. Mit Unterstützung seiner Taufpaten Josef und Maria Strähuber konnte er 1914 seine Studien als Lateinschüler in Scheyern beginnen. Nach dem Abitur in Ettal trat er 1922 als Novize in Scheyern ein und legte am 6. Mai 1923 die einfache Profess in die Hände von Abt Simon Landersdorfer ab. Am 30. Mai 1926 band er sich in der feierlichen Profess für immer an seine Klostergemeinschaft. Das Studium der Philosophie, Theologie und der Klassischen Philologie führten ihn nach Rom in die Benediktinerhochschule S. Anselmo und nach München, wo er sich auch in der Byzantinistik ausbildete. Abschließend schrieb er 1932 eine Doktorarbeit über „Nikolaos-Nektarios von Otranto, Abt von Casole – Beiträge zur Geschichte der ost-westlichen Beziehungen unter Innozenz III. und Friedrich II.“ Bereits am 24. Juli 1927 war er in Scheyern durch den damaligen Weihbischof Buchberger zum Priester geweiht worden. Ab 1933 wirkte er als Lehrer am Progymnasium. Unter Abt Franz Schreyer wurde er 1936 zum Novizenmeister und Prior bestellt. Als solcher stand er dem Abt in der schweren Zeit der nazistischen Verfolgung, während der sein Bruder Michael vier Jahre im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war, hilfreich zur Seite.
Am 24. Juli 1951 wurde er zum Abt von Ettal gewählt. Zehn Jahre leitete er das Kloster unter dem Wahlspruch „Suchet zuerst das Reich Gottes“. In diesem Sinne galt seine Sorge der würdigen Feier des Gottesdienstes und dem Dienst an den Mitmenschen. Wenn seine Möglichkeiten versagten, dann konnte der Bittsteller sicher das Wort des hl. Benedikt erfahren: „Ein gutes Wort geht über die beste Gabe“. So kam es, dass er bald zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Werdenfelser Landes um Garmisch-Partenkirchen gehörte.
Als er am 20. Juli 1961 zum Abt des Heimatklosters Scheyern postuliert wurde, setzte er seine Fähigkeiten nicht nur in den Dienst des eigenen Hauses, sondern auch der Bayerischen Benediktinerkongregation und des ganzen Benediktinerordens. Von 1961 bis 1968 hatte er das Amt eines Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation inne. In dieser Eigenschaft nahm er auch am II. Vatikanischen Konzil teil. Großes Aufsehen erregte er damals durch seine Intervention über die „Patriarchalstruktur der Kirche als Angelpunkt der Wiedervereinigung“. Als Mitglied der Konzilskommission für die Orientalischen Kirchen hatte er entscheidenden Einfluss auf das „Dekret über die Katholischen Ostkirchen“, zu dem er auch den amtlichen deutschen Kommentar schrieb. Im innerklösterlichen Bereich war es die Hauptsorge des Abtes Johannes, die benediktinische Tradition weiterzuführen und sie den notwendigen Erfordernissen der heutigen Zeit im Sinne des II. Vatikanischen Konzils anzupassen. Ein Herzensanliegen war ihm die Neuordnung der Liturgie und des Stundengebetes, für das er durch die Neugestaltung der Johanneskirche, der Grablege vieler Wittelsbacher, einen würdigen Rahmen schuf. Durch seine Initiative wurde das Gymnasium in Scheyern an das Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen eingegliedert.
Mit Vollendung des 70. Lebensjahres legte er gemäß Statuten sein Amt nieder. Es war ihm noch ein reicher Lebensabend vergönnt, den er in Scheyern und Ettal verbrachte. Bis in seine letzten Lebenstage nahm er interessiert am Gemeinschaftsleben teil. Er war aufgeschlossen für alles, was sich in Kirche und Welt ereignete; mit großem Interesse verfolgte er die Arbeit der Patristischen Kommission und der Bayerischen Benediktinerakademie. Trotz der Gebrechen des hohen Alters widmete er sich in gewinnender Weise besonders den jungen Mitbrüdern. Für jeden hatte er ein aufmunterndes Wort bereit.
Wir empfinden es als eine Dankespflicht, sein wissenschaftliches und kirchliches Engagement etwas ausführlicher zu würdigen. Nach der Schließung der Schule in Scheyern 1939 durch die Nationalsozialisten, begab sich der damalige Prior Johannes zu dem international bekannten Kirchenhistoriker Albert Erhard, um mit ihm neue Aufgaben zu besprechen. Man kam überein, eine kritische Edition des großen byzantinischen Theologen Johannes von Damaskus herzustellen. Prior Johannes begründete das Byzantinische Institut in Scheyern, das er zunächst mit Büchern, Fotokopien, mit Mikrofilmen von Handschriften ausstattete. Es ging dabei nicht allein darum, einen bis dahin mangelhaft edierten Autor in einer den modernen Ansprüchen entsprechenden Edition vorzulegen, sondern vor allen Dingen, das Werk des letzten großen für die Westkirche wie für die Ostkirche bedeutenden Theologen neu zu erschließen.
Als er 1951 nach Ettal berufen wurde, ist die Edition in die Hände von P. Bonifaz Kotter gelegt worden, der in den letzten Jahrzehnten bis zu seinem Tode fünf Bände dieser großen Aufgabe hat vorlegen können. Abt Johannes, sowohl in Ettal wie auch in Scheyern, hat stets ganz besonderen Anteil an der wissenschaftlichen Arbeit, die im Byzantinischen Institut geleistet wurde, genommen, und nach dem Tode von P. Bonifaz die Voraussetzungen dafür rnitgeschaffen, dass weiterhin in Scheyern gearbeitet wurde.
Seit 1947 war Dr. Johannes Hoeck ein sehr treues und aktives Mitglied der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie. Am 20. Juli 1951 hielt er im Rahmen einer ihrer Veranstaltungen einen Vortrag über Stand und Aufgaben der Damaszenus-Forschung mit besonderer Berücksichtigung des Dogmas von der Aufnahme der seligen Jungfrau Maria in den Himmel. Auf dem 11. Internationalen Byzantinischen Weltkongress 1958 in München leitete er, damals Abt von Ettal und Vorstand des dort 1951 von ihm errichteten Byzantinischen Instituts, die Sektion Theologie und Kirchengeschichte mit.
Er nahm aktiv an den ersten Regensburger Ökumenischen Symposien teil, die sich den Dialog mit den Orthodoxen Kirchen zum Ziel setzte. In der Osterwoche 1967 begleitete er als Sachverständiger den Regensburger Bischof Dr. Rudolf Graber, der als Beauftragter der deutschen Bischofskonferenz für Kontakte mit den orthodoxen Kirchen eine erste Reise zu den Patriarchen von Konstantinopel, Sofia und Belgrad unternahm.
In jenen Jahren hat er noch eine Anzahl wichtiger Vorträge und Veröffentlichungen getätigt. So sprach er am 23. März 1965 in der Katholischen Akademie Bayerns in München zum Thema: Intervention auf der 104. Generalkongregation des Vaticanums II, am 19. Oktober 1964, zur Patriarchalverfassung auch in der Lateinischen Kirche.
In dem bereits genannten amtlichen Kommentar zum „Dekret über die Katholischen Ostkirchen“ gibt Johannes Hoeck auch die Schwierigkeiten an, die sich der Patriarchalverfassung für die Gesamtkirche noch entgegenstellten. Er nennt vor allem die neuentdeckte Kollegialität der Bischöfe und die patriarchalischen Hierarchien auch für die kleinen orientalischen Splitterkirchen. Aber trotzdem hält er es für notwendig, dass dieses Ziel, als Vorstufe für die erstrebte Einheit, in irgendeiner Form verwirklicht wird.
Das Leben des Abtes Johannes war – in der Nachfolge Christi – von Höhen und Erfolgen, aber auch von Schwierigkeiten und Rückschlägen begleitet. Dabei an den von Gott gegebenen Verheißungen nicht irre zu werden, dazu gehört großes Vertrauen, aber auch viel Liebe zur Gesamtkirche, die zur Einheit berufen ist. Sein Grundsatz war dabei das Wort aus der Regel des hl. Benedikt: „Christus nichts, überhaupt nichts vorziehen, der uns zum ewigen Leben geleite“. Wir hoffen, dass sich dieses Wort auch an ihm selber erfüllen möge.

Anselm Reichhold OSB, Scheyern

Prof. Dr. Jürgen Sydow (30. April 1921 – 13. Januar 1995)

Während er am Krankenbett dem alten monastischen Wahlspruch „Ora et labora“ noch eine eigene Studie widmen wollte, hat Prof. Dr. Jürgen Sydow am 13. Januar 1995 sein reiches Leben und vielseitiges Wirken vollendet.
Jürgen Sydow wurde am 30. April 1921 in Dresden geboren. Nach dem Abitur (1939) am Bischöflichen St. Benno-Gymnasium in Dresden studierte er von 1939 bis 1942 in München Historische Hilfswissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte, Mittellateinische Philologie und Ägyptologie. Eben 21 Jahre alt geworden, hatte er im Sommer 1942 bei Rudolf von Heckel mit einer noch heute vorbildhaften Arbeit zur mittelalterlichen Kölner Münz-Epigraphik promoviert. Anschließend erfolgte in Dresden und Weimar seine Ausbildung zum Archivar, bis ihn im Januar 1944 der Krieg als Dolmetscher nach Italien führte. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft bat er 1946 um Aufnahme in den Konvent der Abtei Ettal. Er blieb zwar nur wenige Monate im Noviziat, aber diese Monate gaben seinem Leben neue Orientierung. Die Regel und der Orden des hl. Benedikt verkörperten für ihn Ideale, die auch im täglichen Leben eines Weltmenschen realisiert werden sollten. Was ihm der Aufenthalt in Ettal noch vermittelte, war die Kenntnis der Literaturgeschichte und der liturgischen Texte, um die ihn mancher Mediävist beneidete. Der Weg führte ihn wieder nach Dresden. Nach Abschluss seiner Archivarausbildung begann er 1947 seine Tätigkeit am Sächsischen Landeshauptarchiv Dresden. Im selben Jahr schloss er die Ehe mit Brunhilde Markert. 1950 bis 1951 wirkte er als Dozent am Institut für Archivwissenschaften in Potsdam. Im Frühjahr 1951 beschloss er mit seiner Frau die Flucht aus der damaligen Ostzone in den Westen. Die Abtei Ettal besorgte ihm und seiner jungen Familie Unterkunft in Ettal. 1953 wurde er Stadtarchivar und nebenamtlicher Leiter der Staatlichen Bibliothek in Regensburg. 1959 führte ihn der Weg zum Westfälischen Landesamt für Archivpflege in Münster. 1962 übernahm er schließlich die Leitung des Stadtarchivs der Universitätsstadt Tübingen, die er bis zu seiner Pensionierung Ende April 1983 innehatte.
Die Bewegtheit seines Weges und die Breite seiner Forschungsinteressen haben ein reiches wissenschaftliches Lebenswerk von staunenswerter Vielfalt entstehen lassen. Es ergibt sich aus der Natur der Sache, dassPublikationen über Themen zur Geschichte der Städte Regensburg und Tübingen im Vordergrund stehen. Die Forschungen in Regensburg und Tübingen haben sein Interesse an der allgemeinen Stadtgeschichte des Mittelalters in einem Grad geweckt, dass er zu einem der profiliertesten Vertreter dieses Forschungszweiges geworden ist. Seit 1963 war er Geschäftsführer und treibende Kraft im „Südwestdeutschen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung“. Seine Ideen wurden vom „Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung“ übernommen. Die 1987 erschienene Geschichte der „Städte im deutschen Südwesten“ bestätigt sein profundes Spezialwissen in diesem Bereich. Wenn es hier gestattet ist, Publikationen über Themen aus Kirchen- und Ordensgeschichte in besonderer Weise herauszuheben, darf in die Jahre zwischen der Flucht aus dem Osten (1951) und dem ersten sicheren Posten in Regensburg (1953) zurückgelenkt werden. Ein Auftrag zur Erforschung der kurialen Verwaltungsgeschichte des 11. und 12. Jahrhunderts hat sein spezielles Interesse an der Geschichte der Kurie und an der Kanonistik geweckt. Die Studie „Cluny und die Anfänge der Apostolischen Kammer“ war sein erster Beitrag in den „Studien und Mitteilungen“ (1951). Neben einem Beitrag über die „Stadtpolitik“ der mittelalterlichen Zisterzienser (SMGB 106, 1995) und der grundlegenden Einführung im Prachtband „Die Zisterzienser“ (1989) kreisen seine Zisterzienserstudien um die Geschichte des Klosters Bebenhausen, abgeschlossen als umfangreicher Band in der Reihe „Germania Sacra“ (1984). Von seinen Publikationen über benediktinische Themen seien hier genannt: Benediktuskreuz und Benediktusmedaille (1950/51), Die Visitation des Benediktinerklosters Biburg im Jahre 1510 (1953/54), Fest und klösterlicher Alltag in Blaubeuren (SMGB 103, 1992). Eine Bibliographie in der Festschrift zum 70. Geburtstag (1991) fasst seine Publikationen von 1942 bis 1990 zusammen.
Sein engagiertes und vielseitiges Wirken hat von verschiedenen Seiten Anerkennung und Würdigung gefunden. Das kommt auch durch seine Mitgliedschaft in verschiedenen Gremien zum Ausdruck: Korrespondierendes Mitglied des Institute of Research and Study in Medieval Canon Law (1955), Korrespondierendes Mitglied der Accademia Spoletina (1956), Geschäftsführer des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung (1963), Lehrauftrag an der Universität Tübingen für Geschichte des Städtewesens (1965), Honorarprofessor der Universität Tübingen (1971), Mitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (1976) und – was ihm besondere Freude bereitete – ao. Mitglied der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie (1992).
Professor Sydow war ein aufgeschlossener Mensch und ein aktiver, wenn auch kritischer Katholik; er liebte das Gespräch, pflegte die persönlichen Kontakte und war ein treuer und stets hilfsbereiter Freund. Die Festschrift zu seinem 70. Geburtstag trägt den Titel „Cum omni mensura et ratione“ (RB 70,5). Damit sollte das reiche Leben eines Mannes charakterisiert werden, der die Ideale der Benediktsregel zur Leitlinie seines täglichen Lebens und Wirkens gesetzt hat. Wenn Jürgen Sydow noch bis kurz vor seinem Sterben daran gearbeitet hat, Grundsätze aus der Benediktsregel als Leitideen für Gesellschaft und Politik bereitzustellen, dürfen wir dieses Bemühen wie sein Vermächtnis zur treuen Verwirklichung übernehmen.

Peter Maier, Tübingen