1985

Prof. Dr. phil. Dr. jur. h.c. Georg Stadtmüller (17. März 1909 – 1. November 1985)

Zu Beginn des Festes Allerheiligen, am 1. November 1985, starb nach schwerer Krankheit (Bronchial-Carcinom) im Passauer Krankenhaus Universitäts-Professor Dr. phil. und Dr. jur. h.c. Georg Stadtmüller, seit1973 außerordentliches Mitglied der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktiner-Akademie. Ihm verdanken wir die „Geschichte der Abtei Niederaltaich“, 1971 in Augsburg erschienen.
Im rheinhessischen Bürstadt (zwischen Worms und Bensheim gelegen) wurde Georg Stadtmüller als Sohn eines kleinen Eisenbahnbeamten am 17. März 1909 geboren. Schon nach 3 Jahren Volksschule kam er auf Empfehlung seiner Lehrerin auf das Humanistische Gymnasium in Bensheim, wo er Ostern 1927 sein Abitur machte. Nach drei Semestern an der Freiburger Universität ging er nach München. Hier legte er im Februar 1931 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt in den Fächern Griechisch, Latein, Geschichte und Deutsch ab. Im Juni1931 trat er als Referendar in die Bayerische Staatsbibliothek ein, arbeitete aber gleichzeitig an seiner Dissertation „Michael Choniates, Metropolit von Athen“. Im November 1932 promovierte er in dem Hauptfach Byzantinisch-Neugriechische Philologie und den Nebenfächern Semitische Philologie, Islam-Wissenschaft und Mittellateinische Philologie. Schon einen Monat später bestand er auch sein Examen für den Bibliotheks-Assessor. Bis zum September 1934 wirkte er in der Abteilung Schlagwortkatalog an der Bayerischen Staatsbibliothek.
Da es Georg Stadtmüller in den akademischen Lehrberuf zog, nahm er noch 1934 eine Assistentenstelle an der Universität Breslau an, wo er bis 1935 als wissenschaftlicher Assistent am Seminar für geschichtliche Landeskunde tätig war. Von 1935-1938 leitete er Bibliothek und historische Abteilung des Osteuropa-Instituts in Breslau. Während dieser Zeit, im Wintersemester 1936/37, habilitierte er sich in dem Fach Byzantinische und Südosteuropäische Geschichte mit der Arbeit „Forschungen zur albanischen Frühgeschichte“. Seine Tätigkeit als Privatdozent für byzantinische und südosteuropäische Geschichte an der Universität Breslau war aber nicht von langer Dauer. Schon zum 1. Dezember 1938 wurde er als a.o. Professor auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Geschichte und Kultur Südosteuropas an der Universität Leipzig berufen und mit der Leitung des erst wenige Jahre zuvor gegründeten Südosteuropa-Instituts betraut.
Hatten die politischen Bedenken gegen seine Berufung auf den Leipziger Lehrstuhl zunächst überwunden werden können, so zeigte sich doch im Laufe der nächsten Jahre, dass von den damaligen Machthabern seine politische Einstellung in einer gegenüber Südosteuropa einflussreichen Amtsstellung nicht geduldet werden konnte. Stadtmüller verlor ab Mitte November 1942 seine militärische „UK-Stellung“, man entzog ihm die Herausgeberschaft der „Leipziger Vierteljahrsschrift für Südosteuropa“ und die Mitherausgeberschaft der „Stimmen aus dem Südosten“, ein wenig später nahm man ihm auch die Leitung seines Instituts. In seiner Autobiographie „Begegnung mit Ungarns Geschichte – Rückblick auf ein halbes Jahrhundert“, München 1984, schreibt Stadtmüller zu der ohne seine Verständigung erfolgten Enthebung von seinen Ämtern: In meinem Falle haben wohl verschiedene Tatsachen dazu beigetragen, bei den mich beobachtenden Parteistellen die Überzeugung zu begründen, dass national-sozialistische Vorstellungen für mein Leben und Arbeiten nicht bestimmend sind: Der Hintergrund einer eindeutig dem National-Sozialismus abgewandten Familie und Verwandtschaft, die Beobachtung, dass die Thematik meiner Vorlesungen, Seminarübungen und Veröffentlichungen gar nichts von national-sozialistischer ,Ausrichtung‘ erkennen ließ, schließlich vielleicht auch der Neid akademischer Nachbarn auf den Jüngeren, dem ein ungewöhnlich rascher Aufstieg, wie es den Anschein hatte, ,mühelos‘ in den Schoß gefallen war.“
Im April 1943 wurde Stadtmüller zur Wehrmacht eingezogen und nach einem kurzen Dolmetscher-Lehrgang in Berlin dem Kommandierenden General des 68. Armeekorps in Athen als persönlicher Dolmetscher für Neugriechisch und Italienisch zugeteilt. Vom Oktober 1944 bis Mai 1945 machte er den Rückmarsch der deutschen Griechenlandarrnee mit, geriet am Kriegsende in britische, dann amerikanische Gefangenschaft und war vorn Juni 1945 bis Januar 1946 im Internierungslager Ludwigsburg. Da er nicht daran dachte, nach Leipzig zurückzukehren, begab er sich nach einigen Monaten Heirnataufenthalt im Herbst 1946 nach Scheyern, wo er wissenschaftlich arbeiten konnte und auch am Gymnasium unterrichtete.
Im Jahre 1950 wurde Stadtmüller als Honorarprofessor für vergleichende Geschichtsforschung an die Universität München berufen. Im gleichen Jahr veröffentlichte er sein Standardwerk „Geschichte Südosteuropas“, München1950. Er gründete die Zeitschrift „Saeculum. Jahrbuch der Universalgeschichte“, erschienen ab 1950. Die ersten Jahre blieb er ihr alleiniger Herausgeber. 1954 wurde Stadtmüller zum a.o. Professor ernannt, 1958 erhielt er als Ordinarius den neugeschaffenen Lehrstuhl für Geschichte Ost-und Südosteuropas. Von 1960-1963 war er Direktor des Osteuropa-Instituts München. 1962 gründete er die „Kommission für die Geistesgeschichte des östlichen Europa“. 1963 erfolgte die Gründung des Albanien-Instituts. 1968 übernahm Georg Stadtmüller die Leitung des von ungarischen Wissenschaftlern im Exil gegründeten Ungarischen Instituts und baute es zu einem anerkannten Forschungszentrum aus. Mit der Gründung und Herausgabe des „Ungarn-Jahrbuches“ (1969) und der Übernahme der Herausgeberschaft über die bereits bestehende Buchreihe „Studia Hungarica“ förderte er nachhaltig die Ungarnforschung. Erst 1979 legte er die weitere editorische Verantwortung für das Ungarn-Jahrbuch in jüngere Hände. Als langjähriger Dozent an der Hochschule für Politik in München übernahm Georg Stadtmüller in dem besonders schwierigen Jahr 1971/72 auch die Verantwortung als Rektor für diese Lehrstätte.
Mit 65 Jahren ließ sich Georg Stadtmüller 1974 emeritieren. Seine Schüler und Freunde widmeten ihm zu seinem 65. Geburtstag die Festschrift „Südosteuropa unter dem Halbmond“, München 1975, mit einer Würdigung seiner Persönlichkeit und wissenschaftlichen Leistung. Sie enthält auch eine vorläufige Bibliographie. An besonderen Ehrungen erhielt Georg Stadtmüller 1973 den Bayerischen Verdienstorden und 1976 das Große Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1979 verlieh ihm die Ukrainische Freie Universität den juristischen Ehrendoktor. Im gleichen Jahr 1979 zeichnete ihn die Gesellschaft für Südosteuropa München mit der Jirecek-Medaille in Gold aus.
Durch seine Studien war Georg Stadtmüller schon früh auf die bedeutsame Rolle der bayerischen Frühklöster – und vor allem Niederaltaichs – bei der Besiedlung, Kultivierung und Christianisierung Osterreichs und Ungarns gestoßen. Deshalb kam er auch schon 1939 nach Niederaltaich, wo er in Abt Emmanuel einen väterlichen Freund und gütigen geistlichen Vater fand. In der Basilika von Niederaltaich schloss er auch mit der Lektorin Dr. phil. Mathilde Saenger 1949 den Bund fürs Leben. Unter der Mitarbeit der Niederaltaicher Haushistoriker konnte er den langgehegten Plan verwirklichen, die Geschichte der Abtei Niederaltaich im weiteren Rahmen der Landschafts-, Reichs- und Kirchengeschichte darzustellen. So schuf er eine Klostergeschichte, die allseits Anerkennung fand und beispielgebend für ähnliche Darstellungen bleibt. In Niederaltaich wollte Georg Stadtmüller auch begraben sein. Seit dem 7. November 1985 harrt sein sterblicher Leib im Schatten der Basilika von Niederaltaich der Auferstehung entgegen.

Bonifaz Pfister OSB, Niederaltaich

P. Willibald Maximilian Mathäser OSB (29. April 1901 – 15. Oktober 1985)

In der Frühe des 15. Oktober 1985, des Festes der heiligen Theresia, gab der Senior unseres Klosters ein von segensreichem Wirken erfülltes Leben in die Hände seines Schöpfers zurück.
Maximilian Mathäser wurde in der Pfarrei St. Bonifaz am 29. April 1901 als zweites Kind der Eheleute Maximilian und Margarethe Mathäser geboren und von P. Rupert Jud OSB getauft. Er wuchs dann in der Ludwigsvorstadt auf und besuchte die Schwanthalerschule und das Theresiengymnasium. Nach dem Abitur trat er 1920 in das Noviziat unseres Klosters ein und erhielt bei seiner Profess am 17.September 1921 den Ordensnamen Willibald. An der Universität München studierte er Philosophie, Geschichte und Theologie und empfing am 8. März 1925 durch Kardinal Faulhaber die Priesterweihe.
Unter den vielen seelsorglichen Aufgaben in der Pfarrei St. Bonifaz und in der Stadt München nahm die Arbeit mit der Jugend stets einen hervorragenden Platz ein. Mit großer Hingabe und Freude wirkte er als Religionslehrer an der Volksschule, an der Schwerhörigenschule (1930–1948) und am Sophie-Scholl-Gymnasium (1948–1953). Als im Dritten Reich der Religionsunterricht an den Berufsschulen entfiel und die traditionelle Vereinsarbeit immer mehr behindert wurde, verstand es P. Willibald, mit seinen „Christenlehren“ und „Glaubensstunden“ Hunderte von Jugendlichen um sich zu sammeln. In rührender Anhänglichkeit haben sehr viele aus den von ihm betreuten Gruppen bis heute die Verbindung untereinander und mit ihrem geliebten Seelsorger aufrechterhalten. 1947 gründete er die Pfadfinderinnenschaft St. Georg im Bund der Deutschen Katholischen Jugend und blieb deren Bundeskurat bis 1963. So war er fast ein halbes Jahrhundert als mutiger, fantasiereicher und einfühlsamer Jugendseelsorger tätig.
1954 berief ihn das Vertrauen Abt Hugos zu einer ganz anderen Aufgabe, der Leitung der Klosterverwaltung und der berühmten Brauerei Andechs. Mit Umsicht begann er mit deren Modernisierung; der Bau zweier Wohnhäuser für Angestellte bezeugte, dass er die Sorge um die Menschen nie hintanstellte. Als schwerere Krankheiten 1968 wieder die Obersiedlung nach St. Bonifaz erzwangen, übernahm er die Betreuung des Archivs, von 1971–73 auch der Stiftsbibliothek, und fand auch wieder Zeit und Kraft zu literarischen Arbeiten.
P. Willibald hatte ja schon früh zur Feder gegriffen und in kirchlichen Wochenblättern, Zeitschriften und Kalendern anschaulich und lebendig über Volks- und Heimatkunde, über Heilige und Große der Geschichte und über religiöse Gegenwartsfragen geschrieben. Mehrere Artikel bereits aus dem Jahr 1925 zeigen sein Interesse an König Ludwig I. und seiner Sorge um die deutschen Einwanderer in Nordamerika. Immer wieder hat er sich mit König Ludwig I. und den Missionsbestrebungen des 19.Jahrhunderts beschäftigt. So gab er den Briefwechsel zwischen Abt Bonifaz Wimmer und König Ludwig I. heraus (1938) und schrieb die Geschichte des Ludwig-Missionsvereins in der Zeit König Ludwig I. (1939). Die letzten ihm noch gegönnten 17 Lebensjahre nützte er trotz mancher gesundheitlicher Beeinträchtigungen zu vielfältigen historischen Arbeiten und zu mehreren sehr erfolgreichen Büchern, vor allem über die Geschichte von Andechs und von Tegernsee. Voll Eifer unterstützte er Unternehmungen der Bayerischen Benediktinerakademie und half unermüdlich bei der aus Anlass des Benediktusjubiläums 1980 entstehenden benediktinischen Bibliographie. Er schrieb noch an einem Aufsatz über König Ludwig I. und die Benediktiner, der dem von ihm so verehrten Fürsten zum 200. Geburtstag 1986 gewidmet sein sollte.
Die geistige Welt König Ludwigs I. und des 19. Jahrhunderts hat das Denken P. Willibalds geprägt, auch seine Frömmigkeit, die von einer tiefen Innigkeit und kraftvollen Individualität war, sich aber eher scheute, nach außen sichtbar zu werden. Am 31. August erzwang ein Schlaganfall, der P. Willibald an seiner alten Wirkstätte in Andechs ereilte, Krankenhausaufenthalte in Herrsching und in dem ihm in den letzten Jahren vertraut gewordenen Schwabinger Krankenhaus. Bis zum Sterben bei klarem Bewusstsein, zeigte er gelassene Geduld und große Dankbarkeit für alle liebevolle Betreuung.
P. Willibalds reicherfülltes Leben ist uns eine Mahnung, die Werte der Oberlieferung nicht zu vergessen und zugleich sie für die Zukunft, für die Jugend immer wieder neu darzustellen. In unserer Basilika, in der er heuer zu seiner und vieler Menschen Freude sein 60jähriges Priesterjubiläum feiern konnte und die anlässlich des 150. Jahrtages ihrer Grundsteinlegung festlich geschmückt war, nahmen wir am 18. Oktober 1985 von ihm Abschied.

Odilo Lechner OSB, St. Bonifaz-Andechs

Prof. Dr. phil. Benno Hubensteiner (4. Dezember 1924 – 4. Februar 1985)

Uns, der Bayerischen Benediktinerakademie, war es nicht vergönnt, Benno Hubensteiner, den am 4. Februar dieses Jahres Verstorbenen längere Zeit in unserer Mitte zu haben und ihm nicht, sich in diesem Kreise zu äußern, war er doch erst im November 1984 in die Akademie aufgenommen worden. Aber benediktinische Geistigkeit und Spiritualität prägt wesentlich sein Werk mit, wenn wir an die beiden Bücher denken, die zu seinen Hauptwerken gehören, der Erstling „Die geistliche Stadt – Welt und Leben des Fürstbischof von Eckher von Freising“, dessen Wirken ja so sehr benediktinernah vor sich ging, oder „Vom Geist des Barock“ des Jahres 1967, wo Hubensteiner passagenweise barockes benediktinisches Wirken in seiner Fülle und Tiefe, eingebunden in den gesamten Kontext Altbayerns, zu schildern wusste.
„Schildern“ und „Deuten“, diese Begriffe scheinen mit wesentlich für Benno Hubensteiners geistige Arbeit gewesen zu sein. Und so befand er sich bewusst einerseits im Strahlungsfeld eigentlicher Theologie, was er immer wieder unmissverständlich zum Ausdruck brachte und andererseits stand er mit „Schildern“ und „Deuten“ in der Tradition der großen bayerischen historischen Erzähler, eines Lorenz Westenrieder, eines Hyacinth Holland, eines Wilhelm Heinrich Riehl und Joseph Hofmiller. Als bewusster Christ katholischer Prägung und Haltung verstand er Geschichte auch als Weiterführung und Weitergabe von Heilsgeschichte, die dann ja immer wieder auch das Unheil zum Ausdruck bringen will und muss.
Er, der getrost als ein „Praeceptor Bavariae“ bezeichnet werden darf, war geprägt von Land und Landschaft am Übergang von Oberbayern zum Unterland, der Erstheimat Holledau, der Gegend um Geisenhausen, dann Neumarkt an der Rott mit dem ehemaligen Benediktinerstift St.Veit, wo er dann auch im Schatten von Johann Michael Fischers Turm seine Begräbnisstätte fand. Aus dieser Gegend wird der Blick stark nach Osten ins „Land ob der Enns“ gerichtet, dem benachbarten Landstrich so sehr verwandt und auch heute noch in mancher Hinsicht eine Einheit, was Hubensteiner als selbstverständlich ansah und immer wieder ins Bewusstsein brachte. So war es eine gute Fügung und Bestimmung, daß der Ort, wo und von wo aus Hubensteiners Wirken eigentlich zur Entfaltung kam, die Dreiflüssestadt Passau war, die so sehr das Flair des Landes über und unter ihr in sich vereinigt.
Mochte für manch einen der Eindruck entstehen, als habe sich Hubensteiner gewissermaßen „zurückgeträumt“ in eine versunkene Welt, so belehren uns die Passagen über die neueren Phasen in seiner „Bayerischen Geschichte“, die Konkretionen in seiner Fernseh- und Rundfunkarbeit eines anderen, immer wieder auch der Ausdruck kritischer Distanz zu Ereignissen, zu Epochen. Dass das Haus Wittelsbach im Jubiläumsjahr 1980 Hubensteiners „Bayerische Geschichte“, erstmals 1950 erschienen, allen bayerischen Abiturienten in die Hand gab, mag als großartige Anerkennung für seine Leistung gelten, dieses Buch, das ich, in unserem Hause mit der Unterrichtung in bayerischer Kirchen- und Klostergeschichte befasst, unseren Novizen als Pflichtlektüre anempfehle.
Tradition ist nicht nur einfaches Bewahren, sondern sie hat nur da ihre Berechtigung, wo sie jetziges Leben verlebendigen hilft, wo sie es kritisch befragt, sich aber selber vom Leben kritisch befragen läßt. In diesem Sinne möchte ich abschließend Hubensteiner selbst zu Wort kommen lassen mit dem Ende des Nachwortes zu „Vom Geist des Barock“: ,,Bücher schreibt man, um zu überwinden, hat der Germanist Paul Th. Hofmann am Ende seines Werkes über Notker den Deutschen gemeint. Vielleicht habe ich mit diesem Buch ein Stück Barock in mir selber überwinden müssen. Jedenfalls verstehe und schätze ich die Aufklärung jetzt wesentlich besser. Nur, wenn wir heute, wie einst am Ende des 18. Jahrhunderts, im kirchlichen Raum einen Gewaltsturm auf alles Barocke erleben, geht es mir wie meinem Landsmann Lorenz Westenrieder vor einhundertfünfzig Jahren: Ich möchte ein Wort dafür einlegen, nicht alles Herzliche, alles Huld, Trost und Liebe Verbreitende zu verhöhnen und auszumerzen, ehe man etwas Besseres an seine Stelle setzen kann.“ So geschrieben im Jahre 1967. Unabhängig davon, wie man geneigt ist, diese Jahre, mehr oder weniger verstärkt in ihrer entsprechenden Intensität zu empfinden: Benno Hubensteiner hat uns da zu einer rechten Sehweise verholfen. Nicht zuletzt deshalb gehört ihm unser Dank.

Laurentius Koch OSB, Ettal