2007

P. Dr. phil. Wolfgang Winhard OSB (26. November 1946 – 20. Dezember 2007)

P. Wolfgang wurde am 26. November 1946 in Garmisch-Partenkirchen – mit Betonung auf Garmisch – geboren, wo der Vater Schulamtsdirektor war. Die hochbetagte Mutter war bei der Beerdigung am 27. Dezember 2007 anwesend und ist mittlerweile, am 24. Juni 2008, ebenfalls verstorben. Wolfgang Winhard wurde Schüler des Progymnasiums Schäftlarn, wo er Abt Sigisbert Mitterer kennenlernte, den er zeitlebens hoch verehrte und, der selber Historiker und Erforscher der Schäftlarner Klostergeschichte, die Liebe zur Historie in seinem Schüler maßgeblich beeinflusste.
Ein Höhepunkt seiner geschichtlichen Forschung war das Wintersemester 1985/86, als er seine Dissertation mit dem Thema „Die Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert“ an der kath.-theol. Fakultät der Ludwigs-Maximilians-Universität in München abschließen konnte. Damit tauchte er sozusagen ein in 100 Jahre des Klosters im Oberland, das in der alten Bayerischen Benediktinerkongregation eine bedeutende Rolle einnahm. Angeregt und begleitet von dem, wie er selbst sagte „unvergessenen, hochverehrten Lehrer“ Prof. Dr. Benno Hubensteiner, konnte er die Arbeit nach dem plötzlichen Tod Hubensteiners bei Prof. Georg Schwaiger fortführen.
Persönlich lernte ich P. Wolfgang bei unserem gemeinsamen Kommunnoviziat in Schäftlarn 1972 und in den Folgejahren immer näher kennen und sah inihm das Leitbild eines Bayerischen Benediktiners: Offen und bereit für die Aufgaben des Klosters, doch auch offen und frei für die Wissenschaft, in die­sem Fall für die Geschichte Bayerns, der bayerischen Klöster, des eigenen Klosters. Auch als er das Zellerarenamt übernommen hatte, rang er sich immer wieder die Zeit für historische Forschung und wissenschaftliche Beiträge ab. In der Schäftlarner Bibliographie reiht sich sein Name mit einer stattlichen Aufzählung von Titeln ein. Eine seiner letzten größeren Arbeiten war die Herausgabe einer Festschrift 2002 mit dem Titel „Froh in gemeinsamer Hoffnung“ anlässlich des Silbernen Abtsjubiläums von Abt Gregor Zasche OSB. Danach kam jedoch nach und nach die Zeit der vielen Krankenhausaufenthalte. Mit 61 Jahren war er nach menschlichem Ermessen und für die Personallage seines Klosters zu jung, was sich angesichts des plötzlichen Todes von P. Martin auf den Tag genauzehn Monate später noch verschärfte.
Ich hätte ihm zu sehr gewünscht, dass er, nachdem er das Zellerarenamt abgegeben hatte, verstärkt für das Klosterarchiv und die Historie Zeit investieren hätte können, aber es ist anders gekommen. Verschiedene Arbeiten blieben unvollendet, manches hat er gar nicht mehr begonnen, weil einfach die Kraft zur Neige ging. Das Requiem in der Abteikirche in Schäftlarn am 27. Dezember 2008 erfuhr eine sehr stimmige und wohltuende Gestaltung, ganz passend zur Weihnachtszeit und der vorausgehenden Adventszeit, denn P. Wolfgang pflegte und förderte besonders in diesem Festkreis Brauchtum, Volksmusik und alte Lieder. Die Gesänge und Musikstücke der Volksmusiker, denen er sich sehr verbunden wusste, breiteten adventliche und weihnachtliche Ruhe und Beruhigung über dieses Sterben. Im Namen der Bayerischen Benediktinerakademie, der er seit 1987 angehörte, danke ich ihm für sein außerordentlich reges Interesse und seine regelmäßige Teilnahme an den Jahrestagungen und den Tagungen der Historischen Sektion. Requiescat in pace!

Michael Kaufmann OSB, Metten