1975

P. Dr. Albert M. (Karl) Kratzer OSB (13. August 1905 – 13. April 1975)

Die Dominica III. Paschae, 13.4.1975, paulo ante mediam noctem ad aeternam gloriam paschalem transiit confrater noster dilectus P. Albertus M. Carolus Kratzer OSB.
Natus 13.8.1905 in Friedberg prope Augustam Vindelicorum, baptizatus in festo BM V in caelum assumptae, filius sutoris, viri probati, in familia vere christiana sub tutela imprimis piae matris cum tribus fratribus et tribus sororibus, quarum duae postea etiam vitae monasteriali se voverunt, educatus est. Studio humaniora apud propinquos Benedictinos St. Stephani Augustae 1916 coepta ab anno 1918 scholasticatum ingressus in nostro gymnasio continuavit et 1925 absolvit. Post novitiatum in prima professione 5. 5. 1926 nomen S. Alberti Magni accepit, quod ei pro munere vitae omen erat. Cursu enim philosophico-theologico per unum semestre in archiabbatia Ottiliensi, deinde in Collegio S. Anselmi de Urbe peracto sacerdos ordinatus 12.7.1931 in universitate Monacensi studiis biologicis, chemicis, geographicis, imprimis meteorologicis se dedit et 1936/37 periculis bene superatis docendi facultatem obtinuit. lnsuper egregia dissertatione, cui titulus „Das Stadtklima” conscripta, quae 1956 altera editione amplificata apparuit et in linguam Anglicam translata est, lauream doctoralem summa cum laude acquisivit. Ab anno 1936 in nostro gymnasio magisterio functus, 1941 ad exercitum vocatus, post captivitatem Gallicam festo nativitatis Domini 1946 ad monasterium revertit, denuo magister et per aliquot annos praefectus discipulis inserviens. Nec praetereundum, quod euro apium et stationis meteorologicae usque ad finem vitae ei cordi erat. Propter infirmitatem hieme 1970 a magisterio se abdicavit et studiis meteorologicis operam insumpsit.
Dilectus frater noster erat vir mira humilitate et reverentia ergo superiores, simplici et sincero animo ergo fratres, sollicitudine impigra in quaerendo Deo, imprimis operi Dei fideliter assistendo, cui nihil praeponebat. Ad officium matutinum diei 9. Aprilis surgens apoplexia ita tactus est, ut post paucos dies spiritum Deo traderet. Ut Dominus noster, rex gloriae, eum ad perfecta gaudia paschalia mox perducat, Vestras orationes precamur ad eadem caritatis officia libenter parati.

Edelbertus abbas et conventus Ettalensis

Erzabt Dr. theol. Heinrich Suso Brechter OSB (17. August 1910 – 12. Februar 1975)

Der Heimgegangene wurde am 17. August 1910 in Dorndorf bei Ulm (Diözese Rottenburg) als Sohn des Oberlehrers Franz Brechter und seiner Gattin Theresia, geb. Stetter, geboren und auf den Namen Johannes Evangelist getauft. Hans wuchs mit drei Geschwistern auf und besuchte die Volksschule bei seinem Vater in Dorndorf, dann in Bronnen bei Laupheim, in den Jahren 1921–1924 die Lateinschule in Laupheim. 1924 trat er an unserm hiesigen Progymnasium in die 4. Klasse ein und durchlief den normalen Studiengang mit Besuch der Oberklassen am staatlichen Gymnasium in Dillingen/Donau. Außer den Pflichtstudien widmete sich der talentierte Schüler schon in diesen Jahren mit Hingabe fremden Sprachen, der Geschichte und Literatur. Beinträchtigt wurde sein Lerneifer durch eine starke Kurzsichtigkeit und Augenschwäche durch seine ganzen Studienjahre hindurch; doch hatte dieses Übel zur Folge, daß er während des zweiten Weltkrieges nicht zum Wehrdienst eingezogen wurde.
Nach sehr gut bestandenem Absolutorium trat er im Mai 1930 als fr. Suso in St. Ottilien ins Chornoviziat ein und legte am 16. Mai 1931 seine erste Profess ab zusammen mit acht andern Klerikern und zwölf Brüdern. Nach zweijährigem Studium der scholastischen Philosophie an der Philosophischen Ordenshochschule in St. Ottilien übersiedelte er zum Theologiestudium an die Universität in München (1933–1937). Während dieser Zeit beschäftigte er sich schon intensiv und erfolgreich mit der Geschichte der Benediktusregel und des Benediktinerordens. Das führte ihn zu Kontakten und freundschaftlichen Beziehungen zu dem Benediktinergelehrten Germain Morin – damals in München lebend –, der die außerordentliche wissenschaftliche Begabung des jungen Klerikers sofort erkannte, nach Kräften förderte und mit Nachdruck sich bei Erzabt Chrysostomus Schmid dafür einsetzte, fr. Suso solle sein Leben lang ausschließlich für die Wissenschaft freigestellt und mit keinerlei klösterlichen Ämtern oder andern Verpflichtungen belastet werden.
1936 wurde P. Suso zum Priester geweiht und im folgenden Jahr, nach Abschluss seines ordentlichen theologischen Studiums, für ein Zweitstudium bestimmt. Er wählte sich Mittelalterliche Philologie, Universalgeschichte, Paläographie und Diplomatik; 1941 beschloss er dieses Studium mit dem philosophischen Doktorgrad und einer hervorragenden Dissertation (Die Quellen zur Angelsachsenmission Gregors des Großen) bei Paul Lehmann. Schon zuvor hatte er durch einen Aufsatz über die Versus Simplicii (1938) und andere Arbeiten die Aufmerksamkeit der Gelehrtenwelt auf sich gelenkt. Er bot also Aussicht, ein guter Lektor für das Philosophat in St. Ottilien zu werden.
Als er eben im Frühjahr 1941 in der Erzabtei die eigentliche Berufsarbeit aufnehmen wollte, wurde die Erzabtei am 17. April von der Gestapo aufgehoben. P. Suso wurde kurz darauf Hausgeistlicher bei den jetzigen Missionsbenediktinerinnen in St. Alban und zugleich offizieller Seelsorger des großen Dießener Filialortes Riederau. Im Mai 1945 ernannte ihn Erzabt Chrysostomus zum Bibliothekar und wenige Monate später zum Prior in St. Ottilien, wo er auch als Dozent an der Philosophischen Hochschule tätig wurde.1952 erhielt er einen Ruf als Professor für Missionswissenschaft an der Universität in München und wurde Vorstand des dortigen missionswissenschaftlichen Seminars. Gleichzeitig versah er im Münchener Ottilienkolleg das Amt des Klerikerpräfekten.
Nach der Resignation des Erzabtes Chrysostomus wurde P. Suso vom Konvent am 12. Juli 1957 zu dessen Nachfolger gewählt,am 16. Juli von Rom als dritter Erzabt bestätigt und am 8. September vom Augsburger Bischof Dr. Josef Freundorfer zum Abt benediziert.
Als Abtpräses der Ottilianer Kongregation war er auf fünf Äbtekongressen und acht Äbtesynoden; vier Generalkapitel der eigenen Kongregation hat er vorbereitet und geleitet und viele offizielle Reisen zu Visitationen und Abtswahlen in Deutschland, Österreich, Schweiz und England, vor allem aber in Übersee (Nord- und Südamerika, Ost- und Südafrika sowie in Korea) durchgeführt. Auf der Visitationsreise in Venezuela 1963 zog er sich eine lebenbedrohende Amöbenruhr zu, die nie ganz ausheilte und infolgedessen (nach dem Urteil eines Therapeuten) den Keim zu seiner Todeskrankheit gelegt hat.
Als besondere Aufgaben und Erfolge seiner Amtsführung sind zu nennen: Die Übergabe der beiden ostafrikanischen gefreiten Abteien Peramiho und Ndanda, aus denen unter einheimischen Oberhirten die Diözesen Songea, Njombe und Mtwara gebildet wurden; ferner die Errichtung der Abteien San Jose in Caracas (Venezuela) und Waegwan (Südkorea), der Konventualpriorate lnkamana (Zululand) und Hanga (Tansania), letzteres für afrikanische Mönche. Einen monastischen und missionarischen Neubeginn leitete er in Kolumbien, Kenya und Japan ein. Ferner sind sein Werk die personelle Erneuerung des Stiftes Fiecht (Tirol) und dessen Aufnahme in den Ottilianer Kongregationsverband (1967), die Gründung des Gregoriuskollegs in Laupheim bei Ulm (1967) und des einfachen Priorates auf dem Jakobsberg bei Bingen/Rhein (1960 bzw. 1962). überaus verdient hat er sich gemacht um den äußeren Ausbau des Klosters St. Ottilien durch Modernisierungen und Neubauten, desgleichen in den abhängigen Häusern in Wessobrunn, Dillingen und München. Dabei kam ihm vor allem sein hohes künstlerisches Empfinden, sein kunsthistorisches Interesse und sein Verständnis für die praktischen Notwendigkeiten der einzelnen Betriebe wie des Ganzen überaus zustatten.
Über die Aufgaben in Kloster und Kongregation hinaus nahm er stets reges Interesse am Geschick der ganzen Kirche und setzte sich jederzeit nach besten Kräften dafür ein. 1960-1962 war er tätig als Mitglied der Vorbereitenden Missionskommission und wurde wiederholt vom Kardinalpräfekten der Propagandakongregation konsultiert. Am II. Vatikanischen Konzil nahm Erzabt Suso auf allen vier Sessionen als Konzilsvater teil. 1967 wurde er zum Päpstlichen Konsultor im Römischen Sekretariat für die Nichtchristen berufen. Schwer litt er unter mancherlei bedenklichen Erscheinungen und Wirren unserer Zeit auf religiösem und monastischem Gebiet und wies aus tiefer Gläubigkeit und Verantwortungsbewusstsein für die unverlierbaren Werte des Christentums wie der bewährten monastischen Tradition bedachtsam Wege zur Anpassung an die gewandelten Verhältnisse der Gegenwart.
Manche wissenschaftliche Auszeichnungen wurden ihm zuteil: Die Ernennung zum Mitglied der Bayerischen Benediktinerakademie im Jahr 1975 und des Abt-Herwegen-Institutes sowie anderer wissenschaftlicher Vereinigungen des In- und Auslandes. Jedoch sah er sich selten imstande, den häufigen Einladungen zu Kongressen Folge zu leisten, da ihn seine äbtlichen Pflichten und die Münchener Professur völlig in Anspruch nahmen.
Geehrt wurde Erzabt Suso durch das Ehrenbürgerrecht seines Geburtsortes Domdorf sowie der Städte Pamplona (Kolumbien) und Norcia (Italien). Außerdem wurden ihm der Bayerische Verdienstorden und das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Im Sommer 1974 kam die Krebserkrankung, die zu seinem Tode führen sollte, zum Ausbruch. Auch eine Operation vermochte keine durchgreifende Besserung herbeizuführen. infolgedessen erbat Erzabt Suso im November des vergangenen Jahres in Rom die Entbindung von seinem Amt als Abt und Abtpräses, die ihm sogleich gewährt wurde, und die am 6. Dezember in Kraft trat. Nun wollte er sich in völliger Klarheit über seinen Zustand ganz Gott in Gebet und Leiden zuwenden. Immer wieder sagte er: „Nur Gottes Wille!“ Ergreifend war sein Beten und seine Opfergesinnung. Dass er die friedvolle Wahl des Nachfolgers erleben durfte und sein Erbe in guten Händen geborgen wusste, war der Trost seiner letzten Lebenstage.

Erzabt und Konvent von St. Ottilien