1964

P. Benedikt Herrmann OSB (5. Oktober 1899 – 31. Juli 1964)

Am 31. Juli 1964, nachmittags, wurde aus kurzer schwerer Krankheit durch einen sanften Tod zur ewigen Heimat abberufen unser lieber Mitbruder P. Benedikt Herrmann im 65. Lebensjahr, im 43. Jahr seiner Profess und im 41. seiner Priesterwürde.
Im Lehrerhaus zu Winbuch im oberpfälzischen Jura wurde dem Ehepaar Herrmann Herrmann und Maria, geb. Englbrecht, ein ältester Sohn geschenkt und Herrmann getauft. 3 Brüder und 2 Schwestern sind ihm nachgefolgt. In Nürnberg wurde die prächtige Familie bald zu Stütze und Musterbild einer lebendigen Diasporagemeinde. Dem Schüler des berühmten Melanchthongymnasiums war das Priestertum schon lange das Ziel der Sehnsucht geworden. Zunächst wurde er in das BambergerKlerikalseminar aufgenommen und blieb in höchster Hochschätzung bei Bischöfen und Vorständen auch, als er, des elterlichen Segens endlich gewiss, nach 3 Semestern in unserem Haus um Aufnahme bat, um von dem gewissenhaften Eifer des Neulings lebenslang nicht mehr zu lassen.
Am 19. April 1924 zum Priester geweiht, wurde der vielseitig begabte, brauchbare und willige junge Mönch mit vielen Aufträgen und Titeln immer von neuem bedacht, in der klösterlichen Familie ebenso wie in der Pfarrseelsorge. Zu heroischem Maß brachte ihn, dass Haus und Kirche in Asche und Trümmer sank, und auch der Wiederaufbau verlangte von ihm die äußerste Selbstaufopferung durch viele Jahre. Seinem so schwer geprüften Abt war er der unentbehrliche Helfer. Im Jahre 1951 sandte dieser den Mann seiner Hoffnungen auf den Heiligen Berg Andechs, wo er nun fast 13 Jahre als Prior der klösterlichen Familie und als Pfarrvikar in Erling in äußerster Anspruchslosigkeit, Gewissenhaftigkeit und Bedachtsamkeit eine ergreifende Treue bewies. Kaum mehr für Tage verließ er den heiligen Bereich, immer gleichgütig, ruhig und dienstbeflissen, den kleinsten Dingen noch alle Sorgfalt zuwendend.
Seit einem Jahr machte es uns Kummer, ihn immer langsamer werden zu sehen, bis ihm eine geliebte Schwester in Nürnberg plötzlich wegstarb, was er, wie alle Aufregung und allen Schmerz, still in sich barg. Dennoch kam sein eigener Abschied unerwartet nach wenigen Tagen einer Krankheit, deren Schrecken ihn nicht mehr berühren konnten. Für uns erlosch ein leuchtendes Vorbild, ein leuchtender Tag·war es auch, der den Toten, von viel Dankbarkeit und Trauer begleitet, auf unseren Klosterfriedhof führte. Im Blick auf die Heiligtümer und die Heiligen des Gnadenortes ruht er im Frieden.

Abt und Konvent von St. Bonifaz in München und in Andechs