2025

Professor Dr. theol. Ernst Reiter (5. Januar 1926 – 12. Januar 2025)

Nur wenige Tage nach Vollendung seines 99. Geburtstags verstarb der Eichstätter Kirchenhistoriker Prof. em. Dr. Ernst Reiter am Sonntagmorgen, den 12. Januar 2025.
Ernst Reiter wurde am 5. Januar 1926 als drittes von zehn Kindern eines Schusters und Brandmetzgers in Hilpoltstein, Mittelfranken, geboren und wuchs, was er gerne mit einem gewissen Stolz betonte, in ärmlichen Verhältnissen auf. Priester zu werden war für ihn schon als Kind ein Herzenswunsch. Mit diesem Ziel vor Augen konnte er seit 1936 als Zögling des Eichstätter Knabenseminars St. Wunibald das Gymnasium besuchen. Im Jahre 1943 wurde er mit 17 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen und kam 1944 bis 1948 in englische Kriegsgefangenschaft. In England wurde es ihm ermöglicht, sich in einem sogenannten Studienlager auf das Abitur vorzubereiten und die Reifeprüfung abzulegen. So konnte er nach seiner Heimkehr sofort ins Eichstätter Priesterseminar eintreten. Am 29. Juni 1953 wurde er von Bischof Dr. Joseph Schröffer in Eichstätt im Hohen Dom zu Eichstätt zum Priester geweiht.
Nach kurzem Einsatz als Kooperator in Monheim war er von 1958 bis 1960 Direktor des Bischöflichen Knabenseminars St. Wunibald in Eichstätt und zugleich Archivar des Ordinariatsarchivs. Zudem unterrichtete er von 1956 bis 1960 als Religionslehrer am Humanistischen Gymnasium in Eichstätt. 1960 wurde er zu weiterführenden Studien in Bonn beurlaubt, die er 1963 mit der Promotion bei Professor Hubert Jedin zum Thema „Martin von Schaumberg, Fürstbischof von Eichstätt (1560–1590) und die Trienter Reform“ abschloss. 1964 übernahm er die Professur für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt – ab 1980 Katholische Universität –, zunächst vertretungsweise und ab 1968 bis zu seiner Emeritierung 1991 als Ordinarius für Mittlere und Neue Kirchengeschichte. Als engagierter Lehrer prägte er mehrere Generationen von Studierenden.  In der Forschung waren seine wissenschaftlichen Spezialgebiete die Katholische Reform im Bistum Eichstätt während des 15. und 16. Jahrhunderts, die deutsche Kirchengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus sowie die Eichstätter Diözesangeschichte. Durch zahlreiche Publikationen zu diesen und weiteren Themen hat er sich weit über den universitären Bereich einen Namen gemacht. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste in der Kirchen- und hier insbesondere der Ordensgeschichte wurde er im Jahre 1986 in die Historische Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie aufgenommen, eine Ehre, die er sehr zu schätzen wusste. Im kirchlichen Bereich setzte er sich auf vielfältigste Weise ein. So engagierte er sich mit großer Hingabe für die Ökumene. Von 1968 bis 1976 war er Diözesanbeauftragter für Ökumene und von 1972 bis 1976 Vorsitzender der Ökumene-Kommission des Bistums Eichstätt.
Prof. Reiter war auch für den Eichstätter Historischen Verein aktiv. Mehrere Jahre lang war er dessen Vorsitzender und betätigte sich auch als Redakteur der „Zeitschrift Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt“. Von Bischof Dr. Alois Brems hierzu bestellt, versah er von 1983 bis 2015 bei den Benediktinerinnen der Abtei in St. Walburg den Dienst als Spiritual. Seinen Ruhestand verbrachte Reiter, zuletzt ältester Priester der Diözese Eichstätt, im Caritas-Seniorenheim Greding. Trotz zunehmender körperlicher Schwäche verfolgte er auch dort mit wacher Anteilnahme die Entwicklung von Kirche und Welt. R.I.P.

Maria Magdalena Zunker OSB, St. Walburg/Eichstätt